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60 Jahre documenta

Am 15. Juli 1955 wurde die von Arnold Bode gegründete documenta zum ersten Mal in Kassel eröffnet. Insgesamt 13 Ausgaben der documenta haben seitdem stattgefunden. Die documenta 14 befindet sich in Vorbereitung und wird 2017 in Athen und Kassel eröffnet. Der 60. Geburtstag der documenta, die heute als weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst gilt, wird mit einem umfangreichen Programm gefeiert. documenta 60 Mittwoch, 15. Juli 2015 Übergabe des documenta Archivs Bereits 1961 hat die Stadt Kassel auf Initiative von Arnold Bode das documenta Archiv gegründet. Heute hat es eine Bibliothek zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und pflegt die wertvollen Materialien, Fotos und Korrespondenzen aller bisherigen documenta-Ausstellungen, eine umfangreiche Pressedokumentation und ferner ein kontinuierlich wachsendes Medienarchiv. Die Nachlässe von Arnold Bode, Hans Hillmann und Harry Kramer sowie der Vorlass von Floris M. Neusüss haben im documenta Archiv ihren Bestimmungsort gefunden. In einem symbolischen Akt erfolgt am 15. Juli 2015 die Übergabe des documenta Archivs an die documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH. Die Zielsetzung dabei ist, die internationale Bedeutung dieser einzigartigen Institution zu schärfen und sie in den kommenden Jahren in Kooperation mit der Universität Kassel weiterzuentwickeln. Pressekonferenz: 15. Juli, 13.00 Uhr Magistratssaal im Rathaus der Stadt Kassel, Obere Königstraße 8, 34117 Kassel --- Donnerstag, 16. Juli 2015 Ausstellung "Marcel Broodthaers" Fridericianum „Die Fiktion macht es möglich, Wirklichkeit einzufangen, aber gleichzeitig auch das, was die Wirklichkeit verbirgt.“ – Marcel Broodthaers 1964 beschließt der Schriftsteller Marcel Broodthaers, bildender Künstler zu werden. Nie jedoch verliert er seine Verbundenheit zur Sprache, ihren Bedeutungssystemen und ihrer Poesie, welche integrale Bestandteile seines Werks werden. Aus einer Distanz zum Kunstgeschehen heraus stellt Broodthaers grundsätzliche Fragen an die Kunst – ihre Medien, ihre Werkbegriffe und ihre museale Repräsentation. Nicht zuletzt deshalb widersteht Broodthaers’ Werk in spielerischer Weise eindeutigen kunsthistorischen Zuordnungen; noch heute wirkt es als nachhaltige Kritik an den Kommerzialisierungsstrategien des Kunstmarkts. Geprägt von den autoritätskritischen Diskursen der 1960er-Jahre, steht sein Schaffen nicht unabhängig von den politischen Dimensionen der Wirklichkeit. In kritischer Weise setzt er sich mit musealen Praktiken des Sammelns, Archivierens und Präsentierens auseinander, hinterfragt die damit einhergehende Definitionsmacht der Institution und stellt das Museum als Ort der Repräsentation und Ideologievermittlung aus. Broodthaers’ Kritik gründet in einer tiefgreifenden Beschäftigung mit den Ordnungssystemen des Alltags, den Mechanismen der Sinnproduktion und ihrer Verankerung in einem kollektiven, kulturellen Gedächtnis. Der Künstler löst Bilder, Objekte, Worte und Handlungen aus ihren etablierten Kontexten und ruft damit Verunsicherung hervor. Sichtbar wird der Kontrast zwischen der Realität der Bilder und der bildlich dargestellten Realität, die Wirkmächtigkeit von Objekten jenseits ihrer sprachlichen Erfassung und das Verwirrspiel der Sprache, in dem Worte zugleich bildliche Vorstellung wie buchstäbliches Material sind. In einer Zeit, in der Bilder als Erklärungen für Wissenschaft und Politik herangezogen werden, ist das Werk Marcel Broodthaers’, in dem die verschwiegene Kluft zwischen Bild, Wort und Bedeutung deutlich sichtbar wird, von eminenter Brisanz und Relevanz. Anlässlich des 60. Jubiläums der documenta zeigt das Fridericianum in einer großen Überblicksausstellung Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Die Ausstellung umfasst frühe Skulpturen, Filme, Dia-Projektionen, Druckgraphiken und Zeichnungen sowie die Section Publicité des Musée d’Art Moderne, Département des Aigles (1972), Un Jardin d’Hiver II (1974), Salle Blanche (1975) und Décor, A Conquest (1975). Kuratiert von Susanne Pfeffer Pressekonferenz: 16. Juli 2015, 11.00 Uhr Eröffnung: 16. Juli 2015, 18.00 – 21.00 Uhr Laufzeit: 17. Juli 2015 – 11. Oktober 2015 Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel --- Freitag, 17. Juli 2015 und Samstag, 18. Juli 2015 Symposium: "documenta 1997 – 2017: erweiterte Denkkollektive / expanding thought-collectives" documenta Halle Carmen Amor, Karen Barad, Beatrice von Bismarck, Kristina Buch, Roger M. Buergel, Carolyn Christov-Bakargiev, Catherine David, Okwui Enwezor, Peter Galison, David Joselit, Hiwa K, Lu Jie, Michael Lüthy, Sarat Maharaj, Oliver Marchart, Laura Zheng Ning, Ruth Noack, Nikos Papastergiadis, Griselda Pollock, Tino Sehgal, Raqs Media Collective/Shuddhabrata Sengupta, Adam Szymczyk, Wang Jianwei In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Vorstellung dessen, was eine zeitgenössische Kunstausstellung sein kann und was sie leisten soll, grundlegend verändert. Ausstellungen haben sich zu einem global ausgerichteten Format entwickelt, das nicht nur Kunst zeigen, sondern einer zunehmend internationalen Öffentlichkeit aktuelle Theorien und Denkmodelle vermitteln möchte. Jede documenta ist Anlass und Möglichkeit, spezifische Formen des Denkens und damit einhergehend auch Werte und Weltbilder in die Gesellschaft hineinzutragen. Diese Entwicklung und die sich daran anschließenden Fragen und Problemstellungen werden von den künstlerischen LeiterInnen der vergangenen vier Ausgaben der documenta und dem künstlerischen Leiter der kommenden documenta 14, gemeinsam mit internationalen Gästen aus Kunst, Wissenschaft und Theorie diskutiert. Das Symposium findet in englischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung statt. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten: symposium@documenta60.de Konzipiert von Dorothea von Hantelmann, documenta-Gastprofessorin der Kunsthochschule Kassel Eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Kunsthochschule Kassel documenta Halle, Du-Ry-Str. 1 / am Friedrichsplatz, 34117 Kassel --- Freitag, 17. Juli 2015 bis Donnerstag, 23. Juli 2015 "Permanente Aktion" Alexandra Pirici und Manuel Pelmu?: Public Collection of Modern Art Fridericianum Die aktuelle Arbeit von Alexandra Pirici und Manuel Pelmuş Public Collection of Modern Art (2014) beabsichtigt, einen subjektiven und unvollständigen Überblick über die Kunst der Moderne und deren Fortwirken bis in die Gegenwart zu geben – Bezugspunkte bilden dabei Auszüge von Donna Haraways „A Cyborg Manifesto“ (1983) und aktuelle Diskurse über den Akzelerationismus. Die Künstler lösen sich von der kunsthistorischen Einordnung der Moderne und begreifen diese als Impulsgeber kontinuierlich andauernder Diskurse, deren Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ungebrochen ist. Indem Public Collection of Modern Art nichts weiter als den menschlichen Körper zu Hilfe nimmt, stellt sie bedeutende Kunstwerke und Ereignisse der Moderne und ihre Resonanz in der Gegenwart nach. Sie unternimmt den Versuch, sich Geschichte anzueignen, indem sie Werke von ihren Sockeln holt, ent-monumentalisiert, aber auch aktualisiert und re-kontextualisiert. Abstand nehmend von der Idee der einmaligen oder temporären Performance, ist die permanente Aktion von Pirici und Pelmu? bewusst als wiederholbare Choreografie angelegt. Ursprünglich beauftragt wurde die Arbeit vom Van Abbemuseum für die Ausstellung Confessions of the Imperfect, 1848 – 1989 – Today. Im aktuellen Kontext suchen Pirici und Pelmu? den Dialog zwischen der Diskursgeschichte und bedeutenden Momenten der Moderne einerseits und der Geschichte der documenta-Ausstellungen mit ihren ursprünglichen Intentionen andererseits. So befasst sich Public Collection of Modern Art unter anderem mit Max Beckmann, dessen Werk unter den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt wurde. Auf der documenta 1955 wurde Beckmann in Deutschland erstmals wieder prominent ausgestellt, als die documenta sich angesichts der jüngsten Vergangenheit in der Verantwortung sah, die künstlerische Avantgarde der Moderne zurück in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Einen weiteren, jüngeren Bezugspunkt bildet das Büro für Direkte Demokratie, in das Josef Beuys auf der documenta 5 BesucherInnen zur Diskussion einlud. Das Format von Public Collection of Modern Art ist, obwohl „immateriell“, das einer permanenten, aktionsgeladenen Ausstellung, die sich auf dieselben Konventionen bezieht wie eine beliebige, museale Präsentation materieller Objekte. Sie wirft sowohl Fragen auf zur Ökonomie immaterieller Produktion in Museum und Galerie als auch zur Idee einer materiellen Sammlung – einem der Grundpfeiler des Museums als Institution. Eine Veranstaltung des documenta Archivs der Stadt Kassel Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel --- Freitag, 17. Juli 2015, 22.00 Uhr Konzert M.A. Numminen und das defunensemble: "Verliebte Philosophen" Kulturhaus Dock 4 Im Rahmen des Jubiläums der documenta wird die Kantate Verliebte Philosophen des finnischen Künstlers, Komponisten und Sängers M.A. Numminen in einem erweiterten Arrangement in Deutschland neu aufgeführt. Numminen, der seit den 1960er-Jahren bekannt ist für sein eklektisches Interesse sowohl an unterschiedlichen Fachgebieten wie Philosophie, Soziologie oder Sprachwissenschaften als auch an musikalischen Stilen, darunter Jazz, Klassik, elektronische Musik, Tango und Neue Musik, war Teilnehmer der dOCUMENTA (13). Sein 2010 entstandenes Stück Verliebte Philosophen schlägt erneut eine Brücke von der Musik zur Philosophie: Moderiert von M.A. Numminen thematisiert das Werk die komplizierte Beziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger. Große Teile des Textes sind aus dem Briefwechsel zwischen Arendt (Ida Wallén, Mezzosopran) und Heidegger (Herman Wallén, Tenor) kompiliert. Burkhard von Puttkamer (Bariton) fungiert als Erzähler, der die Auszüge aus den Briefen vom ersten Zusammentreffen in Marburg 1925 über die Emigration Hannah Arendts aus Deutschland und Martin Heideggers Eintritt in die NSDAP 1933 bis zur Wiederbegegnung beider nach dem Krieg in einen zeitlichen Rahmen einbettet. Karten: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro Reservierung: T: +49 561 707270 konzert@documenta60.de Vorverkauf: Geschäftsstelle der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel, Mo–Do, 9.00–16.00 Uhr Abendkasse am Veranstaltungsort Eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit dem documenta Archiv, mit freundlicher Unterstützung des Kulturhauses Dock 4 der Stadt Kassel Kulturhaus Dock 4, Untere Karlsstraße 4, 34117 Kassel --- Sonntag, 19. Juli 2015 documenta-Geburtstagsfest Die documenta feiert 2015 ihren 60. Geburtstag. Anlässlich dieses runden Jubiläums wird am 19. Juli unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Bertram Hilgen in Kassel ein großes documenta Geburtstagsfest gefeiert. 29 Kasseler Kunst- und Kulturinstitutionen haben erstmals gemeinsam ein einzigartiges Programm gestaltet, das Aspekte der mannigfaltigen Geschichte der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst seit 1955 aufgreift und wieder erfahrbar macht. Zu den über 50 Programmpunkten zählen zahlreiche Ausstellungen, Filmvorführungen, Performances, Gespräche, Lesungen und Führungen. Die documenta hat in den vergangenen 60 Jahren auf vielfältigste Arten und Weisen ihre Spuren im Kasseler Stadtraum hinterlassen – geführte Rundgänge zu den in Kassel verbliebenen Außenkunstwerken vergangener documenta-Editionen machen diese komplexen historischen Bedeutungen erlebbar und liefern sowohl Kontexte als auch Zugänge. Vielerorts werden Zeitzeugen ihre Erinnerungen an vergangene documenta-Ausstellungen mit den Besuchern teilen: Das documenta Forum lädt E.R. Nele, die Tochter des documenta-Gründers Arnold Bode, den Kunsthistoriker Prof. Adrian von Buttlar und Pitt Moog, der seinerzeit bei Bode Meisterschüler war, zu einem Gespräch über die erste documenta 1955 ein. Während in der Neuen Galerie, dem Naturkundemuseum und dem Kulturbahnhof die von der Stadt Kassel angekauften documenta-Arbeiten im Fokus stehen, richtet das documenta Archiv seinen Blick auf die herausragenden Archivarien der Sammlung, darunter der Nachlass Arnold Bodes. In vielen Kasseler Projekträumen und Kulturinstitutionen beteiligen sich ehemalige documenta-Künstler am Programm, darunter Ugo Dossi, Horst Hoheisel, Jürgen Klauke und Timm Ulrichs. Und schließlich lädt das Orchester des Staatstheaters Kassel zu einem großen Swing-Konzert unter freiem Sommerhimmel ein – und lässt mit Stücken der 50er- und 60er-Jahre die Gründerjahre der documenta aufleben. Im Anschluss an das Konzert zeigt das Open-Air-Kino mit „Let’s Get Lost“ einen der Lieblingsfilme des Künstlerischen Leiters der documenta 14, Adam Szymczyk. Der Film von Bruce Weber aus dem Jahr 1988 handelt von Vergänglichkeit und Erinnerung – und ist „eine Einladung, sich gemeinsam zu verlieren, allein“ (Adam Szymczyk). Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. 25 Gastronomen aus Kassel und der Region werden auf dem oberen Friedrichsplatz für ein kulinarisch vielfältiges Angebot sorgen. Zudem steht allen BesucherInnen am 19. Juli ein Shuttle-Bus-Service der KVG, der die Veranstaltungsorte verbindet, kostenfrei zur Verfügung. Eine Veranstaltung der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH in Kooperation mit der Stadt Kassel Unterer Friedrichsplatz sowie zahlreiche Orte in der Stadt --- 30. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016 Ausstellung "UTOPIEdocumenta – Unverwirklichte Projekte aus der Geschichte der Weltkunstausstellung" Stadtmuseum Kassel Die Ausstellung UTOPIEdocumenta widmet sich einer bisher unbekannten Dimension der Geschichte der Institution, indem sie das Unvollendete als eigenständige Kunstgattung ernst nimmt: Die documenta ist nicht nur durch ihre aus aller Welt zusammengeführten Leihgaben international bekannt geworden, sondern insbesondere auch durch die Kunstprojekte, die exklusiv für die jeweiligen documenta-Ausgaben entwickelt wurden. Einige dieser Vorhaben konnten aus technischen, finanziellen oder organisatorischen Gründen nicht oder nur ansatzweise verwirklicht werden. Die Ausstellung zeigt die mediale Vielfalt, in der sich die Planungen materialisiert haben. Entwürfe, Skizzen, Modelle und Pläne von Künstlern wie Wolf Vostell (documenta 6) oder George Trakas (documenta 8), von Künstlergruppen wie Archigram (documenta 5), Coop Himmelb(l)au (documenta 5) und Haus-Rucker-Co (documenta 6) sowie von documenta-Gründer Arnold Bode dokumentieren das utopische Potential der Kasseler Weltkunstausstellung. Kuratiert von Harald Kimpel Eine Ausstellung des Kulturamtes der Stadt Kassel Stadtmuseum Kassel, Ständeplatz 16, 34117 Kassel

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