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„Der Brunnen oder ich“ - ein Kommentar zu einer Intervention von Catrin Bolt

...um es vorweg zu nehmen: der Brunnen musste weg, und zwar so schnell wie möglich, was dann aber doch eine Zeit dauerte. Die entspannte Atmosphäre unweit des ehemaligen Anbahncafés Else in der Nähe des Pratersterns drohte durch die künstlerische Intervention von Catrin Bolt zu kippen: Ihr Zimmerbrunnen in der Vitrine am Eck in der Bar war einem Teil des Personals zuviel: der Grund: der Eigenurin Bolt´s, das in repetitiver Weise zum Schäumen und Spritzen neigend sich aus dem Brunnen ergoss. Der kleine Zimmerbrunnen, sonst meist eher im esoterischen Milieu angesiedelt, eine „Symbolik des Selbstzentrierten, ein vor-sich-Hinbrunzen“, wie Bolt beschreibt, stieß auf Widerstand bei einem Teil des Publikums und der Belegschaft. Ein Missgeschick war der Ausschlag: die Vitrine war undicht und benetzte einen Gast, der sich nach Aufklärung über des Beschaffenheit der Flüssigkeit naturgemäß ekelte, hatte er doch Bolt´s Urin (in kleiner Menge) auf seinen Schenkeln. Daraufhin streikte ein Teil der Belegschaft so vehement, in dem sie auf die Unvereinbarkeit von Ausschank, Küche und Eigenurin pochte. Der Brunnen war in weiterer Folge mehr ab- als eingeschaltet und musste auch von der Künstlerin früher als geplant abgebaut werden, da Teile der Belegschaft sogar schon mit Kündigung drohten (siehe Titel des Kommentars, Ausruf bei einer MitarbeiterInnenbesprechung). Dabei geht Bolt spielerisch mit etwas um, das uns alle eint. Doch wie einst Helen Chadwicks „pissflowers“ stieß ihre Intervention auf wenig Begeisterung, once the nature of the fountain´s liquid was revealed und genau darin liegt Sprengkraft von Bolt´s Arbeit: über das Nachdenken von Tarnung und Ekel: die Empörung nach dem Entdecken von etwas scheinbar Vorgehaltenem. Denn: abseits von technischen Missgeschicken, wie der Undichte der Vitrine, was ändert die Beschaffenheit der Flüssigkeit ausser philosophischen und psychoanalytischen Assoziationen? cafeelse.at
Mehr Texte von Fiona Rukschcio

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