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E.A.T. - Experiments in Art and Technology: Technologie und visionäre Kunst

Die von Sabine Breitwieser initiierte und im Museum der Moderne gezeigte Ausstellung E.A.T. über Experiments in Art and Technology der 1960er Jahre füllt ein Kapitel der jüngsten Kunstgeschichte, dessen Erst-Präsentation dem MoMA vorbehalten sein müsste, nun aber in Salzburg in vollem Ausmaß reüssiert. Den Kuratorinnen Sabine Breitwieser und Kathy Battista ist es gelungen, eine Ausstellung zwischen künstlerischen Ambitionen und technischem Fortschrittsgedanken zu realisieren, die das künstlerische Ausmaß der experimentellen Formationen eindeutig in den Vordergrund stellt. Viele der technologischen Selbstverständlichkeiten, die heute den Alltag definieren, befanden sich in den 1960er Jahren noch in einer Anfangsphase, wodurch sich KünstlerInnen und Ingenieure zusammentaten, um neuen Entwicklungspotentialen nachzuspüren. Als Visionär des technologischen Fortschritts galt der Kunst affine Ingenieur Billy Klüver der Bell Telephone Laboratories, der auch als Mastermind des Vereins E.A.T. galt und mit zahlreichen, in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen zusammenarbeitete. Den Beginn der Ausstellung bildet eine Dokumentation von Jean Tinguelys Arbeit „Homage to New York“, einer Autodestruktionsmaschine, die bei ihrer Inbetriebnahme im MoMA 1960 in Flammen aufgehen sollte und jene Dialektik zwischen Kunst und Wirklichkeit aufgriff. Andy Warhols „Silver Clouds“ sind ebenso ein Beispiel eines damaligen Testballons im Umgang mit Helium, für den sich Klüver verantwortlich zeigte. Kunsthistorisch wegweisend und in der Ausstellung durch die Screen-Architektur von Kuehn Malvezzi eindrucksvoll umgesetzt sind jene „9 Evenings“ aus dem Jahr 1966, die auch den Beginn der E.A.T. Kollaborationen bildeten. Initiiert von Robert Rauschenberg und Billy Klüver involvierte diese Performanceserie vom 13.-23. Oktober 1966 neben Rauschenbergs „Open Score“ auch Arbeiten von John Cage, Lucinda Childs, Öyvind Fahlström, Alex Hay, Deborah Hay, Steve Paxton, Yvonne Rainer, David Tudor und Robert Whitman, bei denen die Bell Laboratories für die Realisierung zuständig waren und diese Reihe folglich auch unter dem Titel „9 Evenings of Theatre & Engineering“ formieren ließen. Unter den rekonstruierten Kunstwerken befinden sich auch Teile des Pepsi Pavillons für die Expo 1970 in Osaka mit einer Nebelinstallation von Fujiko Nakaya, die auf einer Wandtapete dokumentiert ist. Der beginnende Einfluss der Wirtschaft auf künstlerische Anliegen zeigte sich jedoch, als Pepsi ein halbes Jahr nach der Eröffnung die Zusammenarbeit mit E.A.T. beendete und den Pavillon mit einem Disney Soundtrack bespielte. Als Gesamtschau überzeugt die Ausstellung in der Dichte der versammelten Arbeiten und Dokumentationen, die die US-amerikanische Anfangsphase künstlerisch-technologischer Entwicklungen der Gegenwart konkretisiert.
Mehr Texte von Walter Seidl

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E.A.T. - Experiments in Art and Technology
25.07 - 01.11.2015

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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