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Florin Kompatscher - schleie farbe lief: Aus der Sackgasse

Gelbe und orange Formen treten aus dem Nichts hervor. Vom Rand her wuchern Pinselstriche in düsterem Graublau. Vor eine olivgrüne Welle drängt sich unvermittelt ein schwebender Block. Farbflecken gruppieren sich zu Haufen, dazwischen blitzen Striche und Linien auf. Wolkenartige Formationen wabern durch das Bild. Schwarmförmige Tupfen formieren sich zu einer Art Meteoritenschauer. Die Malerei von Florin Kompatscher, 1960 in Bozen geboren, in Berlin lebend, erscheinen bei näherer Betrachtung nicht nur geradezu organisch, sondern besitzen auch eine gewisse Dynamik: Wie Formen und Farben, Oberflächenstrukturen und Materialitäten gegeneinander gestellt werden, einander kontrastieren, bisweilen gar gegeneinander zu kämpfen scheinen – das erweist sich in seiner Ausstellung in der Wiener Galerie Elisabeth & Klaus Thoman als geradezu aufregend; Reproduktionen können davon – wie meistens bei einer abstrakten, nicht-geometrischen Malerei – kaum einen Eindruck geben. Kompatschers Bilder sprechen von „Momenten der Furcht, von den überwältigenden Erscheinungen der Natur, die sich in unserem Inneren wie im Äußeren auftun“ sowie „von Momenten der Ruhe und tiefer Versunkenheit und von der Zeit, die Materie und Bilder zerbrechlich, porös und transparent erschienen lässt“, schrieb Katja Blomberg 2010 in einem Ausstellungskatalog treffend. Erst aus den subtilen Eingriffen beziehen Kompatschers riesige Kompositionen (einige davon sind 300 x 180 cm groß) ihren Reiz. Er fährt ein Arsenal an Bildbearbeitungmethoden auf, um seine Farben in Form zu bringen, verwendet Rakel und Klebeband ebenso wie Spachteln, setzt bewusst Lösungsmittel ein, um damit erstaunliche Texturen auf die Leinwand zu zaubern, lässt netzartige Strukturen seine Bilder derart überziehen, dass man an Witterungsspuren denken muss. Teilweise ließ er sich dafür von digitalen Bildbearbeitungsprogrammen inspirieren – Farbverläufe erinnern an Photoshop-Funktionen. Doch diese Arbeiten gehen über Spielereien hinaus, ziehen einen in einen abstrakten Farbraum, in dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. Damit beweisen sie, dass die abstrakte Malerei noch lang nicht in eine Sackgasse gelangt ist.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Florin Kompatscher - schleie farbe lief
28.02 - 16.05.2015

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
1010 Wien, Seilerstätte 7
Tel: + 43 1 512 08 40
Email: galerie@galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 11-15 h


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