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Ingrid Wiener und Rosa Barba - Verdingte Wahrscheinlichkeit: Des Polarforschers Kleidung

In Zeiten der Post-Internet-Art gibt es wohl kaum eine anachronistischere künstlerische Technik als jene der Tapisserie. Doch, vielleicht: 16mm-Filmprojektoren. Beide Medien feiern nun in der Galerie Charim ihre Auferstehung in einer Ausstellung, für die Ingrid Wiener (ja, die Ehefrau von Oswald) und Rosa Barba zusammenkommen. Wiener verwebt in ihren Teppichen eine Reihe von persönlichen Erinnerungen mit Expeditionsgeschichte: In Kanada, an jenem Ort, wo sie einst lebte, hatten die Polarforscher Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth Station gemacht, als sie vom Nordpol zurückkamen. So begegnen auf Wieners vielschichtigem Teppich einander Bilder von einem Ort namens Dawsons City, von Meeresansichten, von Landkarten, von einem Flugzeug („Norge“) und Bergen. Zudem gelangte die Künstlerin an jenes Kleidungsstück von Ellsworth, das dieser damals trug und machte es zum Ausgangspunkt einer Installation, in der Bilder über die Expedition und über ihre Kommunikation mit Ellsworths Enkelin Aufschluss geben – so webt sich die Künstlerin gewissermaßen selbst in die Geschichte ein. Diese Arbeiten werden abwechselnd mit jenen ihrer Kollegin präsentiert – warum, wird nicht so recht klar. Rosa Barbas Filmprojektoren beleuchten unter anderem sich selbst, respektive ihr eigenes Medium. Ihre hier präsentierten, kürzlich entstandenen Arbeiten besitzen teilweise durchaus soghafte Wirkung: So wird in einem Plexiglas-Kasten ein Streifen mit Schriftzügen abgerollt – und zwar in einer Geschwindigkeit, die einem kaum erlaubt, etwas davon zu lesen. „I let out“, „that it could“, „I tried to imagine myself as“ – derartige Satzfetzen fliegen vorbei, entgegen der Leserichtung, und entschwinden sofort wieder; eine schöne Parabel auf die Flüchtigkeit der Wahrnehmung. Anderswo tastet eine Filmkamera ein Gewölbe mit Markierungen ab – es wirkt fast so, als würde man einer unterirdischen Schatzsuche beiwohnen, bei der geheimnisvolle Pläne beleuchtet werden. Ein wenig muten die Arbeiten von Rosa Barba freilich an, als wären sie bereits vor Jahrzehnten entstanden, als genau diese Art von Medienreflexion ihren Höhepunkt erreichte.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ingrid Wiener und Rosa Barba - Verdingte Wahrscheinlichkeit
20.02 - 18.04.2015

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


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