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Igor Zabel Award for Culture and Theory 2014 geht an Ekaterina Degot

In diesem Jahr sendet der Igor Zabel Award for Culture and Theory ein starkes Signal nach Russland. Mit dem Hauptpreis (EUR 40.000) wird die für ihre kritischen Stellungnahmen gegenüber der offiziellen Politik ihres Heimatlandes bekannte Künstlerische Leiterin der Kölner Akademie der Künste der Welt, Ekaterina Degot, ausgezeichnet. Eines von drei Igor Zabel Stipendien (je EUR 12.000) wird traditionell von der Gewinnerin vergeben. Es geht an den russischen Aktivisten, Schriftsteller und Übersetzer Kirill Medvedev für seinen Verlag Free Marxist Press. Die von der Jury vergebenen beiden Stipendien erhalten Theoretiker, die sich mit der engen Wechselwirkung von politischer und kultureller Entwicklung auseinandersetzen: der Prager Kunsttheoretiker Karel Císa? und der Kunsthistoriker Miklavž Komelj aus Ljubljana. Der Igor Zabel Award sendet mit der Entscheidung für die diesjährige Gewinnerin ein deutliches Signal der Unterstützung an die neue russische Dissidentenszene, die es im nationalistisch aufgeheizten Klima des Ukrainekonflikts und angesichts einer neuen Ära der Ost-West-Konfrontation immer schwerer hat innerhalb, aber vor allem auch außerhalb Russlands wahrgenommen zu werden. Ekaterina Degot wurde der Preis für ihre interdisziplinäre Arbeit als Kritikerin und Kuratorin verliehen, die sich vor allem mit soziopolitischen und ästhetischen Themen in Russland und Osteuropa auseinandersetzt. Vielbeachtet war in jüngster Zeit ihr Blogbeitrag zur Debatte über einen Boykott der Manifesta in St. Petersburg, der auf subtile Weise deutlich machte, dass es fatal gewesen wäre, die russischen Künstler/innen gerade jetzt vom internationalen Austausch abzuschneiden, obwohl die Gefahr der Vereinnahmung der renommierten Ausstellung für die Selbstdarstellung eines undemokratischen Systems jederzeit bestünde. „Ich bin außerordentlich dankbar für diesen Preis, insbesondere deshalb, weil ich ihn als eine Geste der Solidarität gegenüber den Intellektuellen Russlands in einem der dunkelsten Augenblicke in der Geschichte des Landes sehe“, kommentiert Ekaterina Degot die Entscheidung der Jury. Ebenfalls für eine ausgeprägt regimekritische Haltung ist Kirill Medvedev bekannt, dessen Verlag Free Marxist Press von Ekaterina Degot ein Igor Zabel Stipendium zugesprochen bekommen hat. Der Non-Profit-Verlag versteht sich als Bildungsprojekt zur Förderung zeitgenössischer marxistischer und kritischer Theorie, politischer Kunst und Dichtung. Veröffentlichungen und Aktionen haben die Geschichte der Arbeit, sozialistische und antifaschistische Gruppen sowie Frauen-, Homosexuellen- und Minderheitenbewegungen zum Thema. Karel Císař ist Assistenzprofessor für Ästhetik und Kunsttheorie an der Akademie der Künste, Architektur und Design in Prag. Die Jury erkannte ihm ein Igor Zabel Stipendium zu, weil er „die Kluft zwischen westlicher und östlicher Kunst und Kunsttheorie überbrückt, indem er in internationalen und interdisziplinären Zusammenhängen arbeitet und denkt“. Er bewegt sich dabei zwischen den unterschiedlichen Medien Fotografie, Film, Literatur, Architektur und Design. Miklavž Komelj ist Kunsthistoriker, Dichter und Übersetzer in Ljubljana. Er untersucht Beziehungen zwischen Kunst und Politik auf ähnliche Weise wie der Namensgeber des Preises, den er gut kannte. Ein Igor Zabel Stipendium wurde ihm für sein engagiertes Schreiben zugesprochen. Seine Leidenschaft gilt wenig beachteter Kunst und übersehenen Künstler/innen. Partisanenkunst hat er einen dauerhaften Platz in der Sammlung der Moderna Galerija in Ljubljana verschafft. Der mit insgesamt EUR 76.000 dotierte Igor Zabel Award for Culture and Theory wird seit 2008 alle zwei Jahre und damit 2014 zum vierten Mal vergeben. Der Preis ist eine Initiative der ERSTE Stiftung und wird gemeinsam mit dem Verein Igor Zabel Association for Culture and Theory (Ljubljana) ausgelobt. Er zeichnet außerordentliche kulturelle Leistungen von Kunsthistoriker/innen und –theoretiker/innen aus, deren Arbeit einen Bezug zu Zentral- und Südosteuropa hat und zum kulturellen Dialog auffordert. Die Preisträger/innen werden von einer internationalen Jury ausgewählt. 2014 gehören der Jury die Philosophin Keti Chukhrov (Moskau), die Künstlerin und Architektin Apolonija Šušteršič (Ljubljana) sowie der Kurator und stellvertretende Direktor des mumok, Rainer Fuchs, an. Der Igor Zabel Award for Culture and Theory wurde zum ersten Mal 2008 an das kroatische Kuratorinnen-Kollektiv What, How & for Whom (WHW) vergeben. Piotr Piotrowski, Kunsthistoriker und ehemaliger Direktor des Nationalmuseums in Warschau gewann den Preis 2010, die mazedonische Kunsthistorikerin Suzana Milewska wurde 2012 ausgezeichnet. Der nächste Igor Zabel Award for Culture and Theory wird 2016 vergeben.

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