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Constanze Ruhm / Emilien Awada - Panoramis Paramount Paranormal: Cineastische Strukturen aufbrech(t)en

„Panoramas Paramount Paranormal“ von Constanze Ruhm/Emilien Awada zählt zu den Highlights der derzeitigen Ausstellungen in Wien. Die Präsentation ist dennoch nicht unproblematisch, u.a. dieses aber macht ihre Qualität aus. Das Problem kündet bereits der vierseitige (!) „Beipackzettel“ zur Ausstellung an: Die präsentierten Arbeitsansätze, darum handelt sich hier, zeichnen sich durch ihre ausufernde Komplexität aus, deren Zusammenhänge sich zuweilen kaum erschließen lassen. Genau diese Komplexität aber schützt die Ausstellung vor der schnell zu verstehenden Eindimensionalität, die heute all zu oft nicht nur in Galerien BLAUäugig den Ton angibt (1). „PPP“ zeigt Fotos und zwei kurze Filme. Die beiden Filme sind Vorversionen für einen geplanten längeren Film, der sich um ein 1971 abgebranntes französisches Filmstudio sowie der Wohnanlage drehen wird, die dann auf dessen Gelände gebaut wurde. Auch die Fotos beziehen sich vorbereitend auf diese Geschichte und ihre Verlinkung mit Themen wie Simulation, Gespenster, Casting, Archiv, Vögel, Mehrsprachigkeit, Studio, Filmgeschichte. Somit ist „PPP“ charakterisiert durch das für Constanze Ruhm typische Moment der erprobenden „Vorläufigkeit“ und der „offenen, nicht auserzählten Form“ (Ruhm). Konkret sind dann in den Filmen Aufnahmen zu sehen von dem neugebauten Wohnkomplex, aus dem Off wird erzählt, dass „die Vögel dieses Jahr nicht zurückgekommen seien“ – Hitchcock klingt bereits an. Dann Schauspielerinnen, die für die Rolle eines Gespenstes vorsprechen und somit sowohl auf den Film „Juilette ou la cle des songes“, 1952, von Marcel Carne anspielen wie auf Derridas Schrift „Marx' Gespenster“, 1993. Dazu ist eine Szene aus eben diesem Film collagiert, die in einem künstlich gebauten Wald spielt. Dieses Motiv ist eines der zentralen der Arbeit, die auf mehreren Ebenen die Fiktionalität von Realität hinterfragt. z. B. auch dadurch, dass das hier vorgestellte Filmstudio der Ort war, in dem Godard 1961 „“Une femme est une femme“ drehte. Der Film spielt im Pariser Viertel Porte Saint-Denis und dokumentiert, wenn man so will, diesen. Die berühmten Szene in der Wohnung der jungen Stripteasetänzerin aber sind im Studio gedreht, da man für das dafür eigentlich vorgesehene „echte“ Apartment keine Dreherlaubnis bekam. Also ließ Godard dieses im Studio exakt nachbauen. „Realität“ und deren „Simulation“ werden, die beiden Kategorien dabei aufbrechend, dank der intelligenten Verknüpfungen in „PPP“ immer wieder parallelgeschaltet. Unbedingt anschauen – und Zeit mitbringen!
Mehr Texte von Raimar Stange

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Constanze Ruhm / Emilien Awada - Panoramis Paramount Paranormal
14.11.2014 - 10.01.2015

kerstin engholm galerie
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Tel: +43 1 585 73 37, Fax: +43 1 585 73 38
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