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Frieze Masters 2014: Messemeister

Die neue Hauptmesse in London heißt Frieze Masters. Die Leistungsschau der Großgalerien ist ein Augenschmaus im Großformat: Sigmar Polke, Daniel Buren, Sol Lewitt, alles riesig und ziemlich teuer, wenn auch nicht immer allererste Wahl. Bei David Zwirner aus New York kostet ein violetter Zehnteiler von Donald Judd aus dem Jahr 1988 mit einigen Kitschen immer noch 5,5 Millionen US-Dollar. Wirklich herausragend ist hingegen die Einzelpräsentation von Jean Tinguely bei Hauser & Wirth. Die Preise sind allerdings entsprechend und gehen bis in den niedrigen achtstelligen Bereich. Leider sind die Skulpturen aus konservatorischen Gründen stillgelegt und nur auf Monitoren in Bewegung zu sehen. Einen richtig großen Auftritt legt Helly Nahmad hin. Der New Yorker Händler inszeniert das Interieur eines über Jahrzehnte gewachsenen Heims eines fiktiven und etwas sonderlichen Sammlers im Jahr 1968. Sehnsuchtsziel der Frieze-Aussteller ist von Beginn an die Spotlight-Sektion der Masters mit "historischen" zeitgenössischen Positionen. Die war allerdings in den beiden vorigen Ausgaben spannender. In diesem Jahr sind Peter Weibel bei Anita Beckers aus Frankfurt, Horia Bernea bei Ivan Gallery aus Bukarest und Huguette Caland bei Agial Art Gallery aus Beirut besonders sehenswert. Die Handlungsreisenden in Alten Meistern scheinen hingegen noch einige Probleme mit dem ungewohnten Format zu haben. Das treibt zum Teil seltsame Blüten, etwa wenn die Züricher Koetser Galerie den Gag von Baroni vom vorletzten Jahr einer Präsention von Barockmalerei in aufgeschnittenen Transportkisten abstrahiert und mit Betonankern versieht. Das wirkt leider nicht modern sondern gewollt. Einen echten Hit hat Donald Ellis aus New York und Vancouver gelandet. Für seine dritte Teilnahme hat er über mehrere Jahre Malerei nordamerikanischer Indianer gesammelt, die zunächst auf Tierhäuten und später, als sie nicht mehr jagen durften, auf Papier oder Stoff gemalt und gezeichnet haben. Die archaisch wirkenden Werke finden reißenden Absatz, vor allem bei anderen Händlern und Künstlern. Die Preise sind in diesem Ambiente auch einigermaßen moderat - das teuerste Objekt, eine großformatige Reiterschlacht auf Musselin kostete 165.000 US-Dollar. Der Pavillon of Art and Design, der mittlerweile nur noch PAD London heißt, hat das Glück, zum Teil ein anderes Publikum anzusprechen, sonst hätte er wegen der Masters-Konkurrenz durchaus ein Problem. Durch seine Lage auf dem zentralen Berkeley Square kommen hier viele Menschen hin, die den Regent's Park bestenfalls vom Zoo-Besuch kennen, aber trotzdem Geschmack und vor allem Geld haben. Ob man sie unbedingt mit einem der schlechtesten Stände in monumentaler Aufmachung direkt am Eingang konfrontieren muss, ist allerdings fraglich. Wahrscheinlich führt das auch dazu, dass viele Habitués der Frieze und anderer reiner Kunstmessen die von Franzosen organisierte Veranstaltung eher als sehr exklusives Einrichtungshaus sehen. Dass die Porzellan-Manufaktur Sèvres sich hier präsentiert, dürfte ebenfalls zu dem Eindruck beitragen. Dabei hat die Messe mehr zu bieten, etwa eine kleine Warhol-Schau von Daniel Blau aus München oder rund 30 Sitzgelegenheiten aus der Ausstellung "100 french chairs / 1951-1961" der Pariser Galerie Pascal Cuisinier. Gabrielle Ammann aus Köln ist überzeugt: "Die Kunden hier sind wirklich spektakulär - sie sind kultiviert, interessiert und wohlhabend."
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Frieze Masters 2014
15 - 19.10.2014

Regent`s Park
London, Parkway/Outer Circle
http://friezemasters.com
Öffnungszeiten: 12-19, So 12-18 h


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