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Maurizio Nannucci: Sesselkreis und Lusterlinie

Die Präsentation von Zeitgenössischem in Museen für alte Kunst erfreut sich einer gewissen Konjunktur. Nicht immer zum gegenseitigen Vorteil – häufig besteht die Gefahr, dass bloß Banalitäten herauskommen. Doch wenn sich etwa Ed Ruscha im Kunsthistorischen Museum mit den Objekten der Kunst- und Wunderkammer auseinandersetzt, wenn Pae White Spielzeug aus der MAK-Sammlung neu aufstellt, dann sieht man: Es kann auch klappen. Eine ebenso naheliegende wie singuläre Idee hatte im Vorjahr Anton Hofstätter, Sohn des 2013 verstorbenen Kunsthändlers Reinhold Hofstätter. Letzterer besaß nebst einer Kunsthandlung in der Wiener Innenstadt eine offenbar unüberschaubare Sammlung an Kunstwerken, kunstgewerblichen Objekten und anderen Artefakten, die nach seinem Tod von Anton übernommen wurden. Nun lädt dieser Künstler ein, sich damit zu beschäftigen; derzeit ist Edelbert Köb, Ex-Mumok-Direktor, für die Kuratierung zuständig, der Ausstellungsraum in der Dorotheergasse war das erste Geschäftslokal Hofstätters und zwischenzeitlich vermietet. Dass Köb für die erste Schau Maurizio Nannucci einlud, erwies sich in zweifacher Hinsicht als passend. Erstens betonen dessen Leuchtschriften die Architektur mit ihren hohen Räumen, mit ihren teilweise überraschenden Ein- und Durchblicken; zweitens kann dessen Satz „All art has been contemporary“ als paradigmatisch für derartige Crossover-Projekte gelten. Eben jener Schriftzug fehlt in der Ausstellung aber; Nannucci setzte ihn bereits häufig ein und dachte sich lieber Neues aus. Andere Textzeilen wie „No single object is innocent“ scheinen zunächst ebenso naheliegende Weisheiten wiederzugeben; erst der Ausstellungsraum, und besonders dieser hier, lädt sie mit Bedeutung auf. Für seine Installation wählte Nannucci darüber hinaus Möbel aus der Zeit der Wiener Moderne und arrangiert sie zu geometrischen Figuren, aus denen sich Lettern zusammensetzen: Stühle bilden einen Kreis, Luster ergeben eine Linie, Tische werden zu Recht- oder Dreiecken. Darauf verteilen sich als weitere Referenzen auf die Zeit – und die jüngste Vergangenheit – lose Schriften von Adolf Loos, Ludwig Wittgenstein oder Friedrich Achleitner. Ein überaus gelungener Beitrag.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Maurizio Nannucci
15.10.2014 - 28.02.2015

Hofstätter Projekte
1010 Wien, Dorotheergasse 14
Tel: +43 1 890 18 68
Email: office@hofstaetter-projekte.com
http://www.hofstaetter-projekte.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 10-13 h


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