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Christian Falsnaes - Performance works: Sie verlassen jetzt die Komfortzone!

Christian Falsnaes (*1980 in Kopenhagen, lebt in Berlin) radikalisiert konsequent den partizipatorischen Moment der Performance-Arbeit – und verschenkt dabei nichts. “Performance Works”, Christian Falsnaes zweite Ausstellung in der Berliner PSM Gallery, stellt womöglich die konsequenteste Antwort auf die parallel eröffnete Kunstmesse ABC (Art Berlin Contemporary) dar. Während auf der ABC eher geschaut als gekauft wird, gibt es hier ohne Einsatz nichts zu sehen: das Werk entsteht nicht etwa „im Auge des Betrachters“, sondern erst dann, wenn der Kaufvertrag unterzeichnet ist. Die unterschiedlich komplex angelegten Performances kosten zwischen 800 und 10.000 Euro, wobei die Realisierung von einem einmaligen intimen Erlebnis bis hin zu einer vertraglichen Lizenz reicht, ein Stück nach Skript beliebig oft aufzuführen, solange die dafür festgelegten Bedingungen erfüllt sind und der Käufer als neuer Eigentümer der Performance vom Künstler instruiert worden ist (“Workshop”, alle 2014). Wer nicht kaufen will, kann immerhin versuchen, sich die Arbeiten aufgrund der Handlungsanweisungen vorzustellen. Doch vermitteln diese keine poetischen Bilder, wie etwa die “Instruction Pieces” von Yoko Ono, sondern lediglich die Rahmenbedingungen, was zum Beispiel so aussieht: “Fulfilling Your Expectations” is a performance that contains singing, dancing, painting, touching, logical speech, nonsensical speech, nudity, and a surprise. “Fulfilling Your Expectations” is shown only once, and only to the purchaser of the work. If – and only if – the work is purchased, Christian Falsnaes will show “Fulfilling Your Expectations” to the purchaser. Falsnaes verschiebt den für seine Arbeit zentralen Aspekt der Interaktion mit dem Publikum hin zum Sammler, wobei der autoritäre Aufruf zur Partizipation, der sich konsequent durch sein Werk zieht, hier noch einmal im Hinblick auf die Mechanismen des Kunstmarktes zugespitzt wird – ohne Sammler existiert das Werk gar nicht erst. Neben dem Marktwert des Immateriellen und der Dynamik von Instruktion vs. Improvisation – Aspekte, die etwa auch in der Arbeit von Tino Sehgal eine Rolle spielen – geht es hier um Verführung, Erwartung, Vertrauen und Kooperation. Mit der Bezahlung des Werkes allein ist es aber nicht getan. Falsnaes Performances sind nicht für den passiven Konsum gemacht, sondern fordern immer eine Entscheidung ein, ein Verlassen der eigenen Komfortzone. Sich darauf einzulassen, kann körperliche Interaktion mit Fremden, das kollektive Bemalen von Leinwänden oder die Vollführung von absurden Handlungen vor Publikum zur Folge haben, wobei man auch schon mal das Risiko eingeht, plötzlich nackt auf einer Kunstmesse zu stehen – wie etwa in “Justified Beliefs“, Falsnaes Statements-Beitrag auf der diesjährigen Art Basel. Die fünf hier angebotenen Arbeiten involvieren im Prozess ihrer Entstehung jeweils auch andere künstlerische Medien wie Malerei, Zeichnung, Fotografie oder Video. Und somit ist die Galerie zumindest nicht ganz leer: die zur Arbeit “Time/Line/Movement” gehörenden ausgestellten Partitur-Zeichnungen müssen vom Käufer bei Erwerb innerhalb weniger Minuten nachgezeichnet und das „Original“ anschließend verbrannt werden, was fotografisch festgehalten wird. Die Interpretation wird damit zum Original. Dabei entsteht eine interessante Dynamik zwischen der Kontrolle des Künstlers über seine Arbeit und der gleichzeitigen Abgabe der Autorenschaft an den Konsumenten.

Mehr Texte von Eva Scharrer

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Christian Falsnaes - Performance works
18.09 - 01.11.2014

PSM Gallery
10785 Berlin, Schöneberger Ufer 61
Tel: +49 30 75524626, Fax: +49 30 75524625
Email: office@psm-gallery.com
http://www.psm-gallery.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18h


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