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Richard Kriesche - The Cloud*: Im Forschungsfeld der Technisierung

Am Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung des 1940 in Wien geborenen Richard Kriesche stand die Intention der Auflösung bekannter Strukturen. Das Forschungsfeld war der soziale Raum, den er mit fortschrittlichen Techniken in neue "Sphären" transferierte. So war das Projekt Kapellenstrasse im Rahmen der Trigon Ausstellung 1973 in Graz die erste internationale Videoveranstaltung im künstlerischen Bereich. Kriesche setzte das Medium Fotografie ein, fotografierte die Innenräume der Häuser in besagter Kapellenstrasse, reproduzierte diese und montierte sie an die Außenwände der Häuser. Diese Prozesse wurden mittels Kameras festgehalten. Auch die Bewohner wurden Teil dieses Öffentlichmachens der Privatsphäre. Neue Raumerfahrungen wurden gemacht. What you see is what you get - 1989 rief der Künstler zum Picknick im obersteirischen Gröbming. Die Picknickfläche war exakt 400 m2 groß und entsprach somit jener Größe, die der französische Nachrichtensatellit SPOT beim Überfliegen des Ennstales in 800 Kilometer Höhe am Satellitenbild als eine "Pixeleinheit" darstellen konnte. Um exakt 12 Uhr 14 Minuten und 6 Sekunden prosteten sich 100 Gäste zu. Drei Wochen später war das Satellitenbild mit 1.000 km2 Fläche ausgearbeitet - das weiße Quadrat auf grünem Grund in Gröbming war als kleinstmögliche für die Instrumente des Wettersatelliten erfassbare Bildeinheit - einem Pixel - sichtbar. Richard Kriesche machte sichtbar. Die Rückseite des Picknicktuches war übrigens mit Camouflagemuster bedruckt. Mit dem Projekt ARTSAT gelang es 1989 die unendlichen Weiten des Weltraumes nach Graz zu holen. Richard Kriesche kommunzierte mit dem österreichischen Kosmonauten Franz Viehböck, der sich an Bord der russischen MIR befand mittels Triggersignalen. Die empfangenen Signale wurden online in den Code eines Schweißroboters transferriert, der eine runde Scheibe mit ASCII-Zeichen bearbeitete. Diese befindet sich heute - als Relikt - am Grazer Schloßberg. Im österreichischen Pavillon der Biennale von Venedig 1995 sprach Kriesche vom Internet als "wahrscheinlich größten zivilen Zeitspeicher". Der Mensch als untergeordneter Teil des elektronischen Netzes konnte sich mit dem mit der Skulptur verbundenen Server direkt in den Informations- und Bewegungsfluss einwählen. Eine im österreichischen Pavillon montierte Videokamera sandte Momentaufnahmen, welche die Position des Monitors (auf einer Schiene befestigt) via Internet mitteilte. Für das Projekt wurde der Künstler mit einem Anerkennungspreis der 46. Biennale ausgezeichnet. Höhepunkte seiner künstlerischen Tätigkeiten sind neben der genannten Biennalebeteiligung die Interventionen an der documenta 6 und 8 und die Beteiligung an der ars electronica 2003. Seit 2006 steht google im Fokus der Arbeit, ab 2007 folgte die google-Ästhetik des Kapitals. Kriesche hinterfragt, wie über google die Parameter des Kapitalisierungs- und Informatisierungsmarktes miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Als Künstler im Zeitalter der Hochtechnisierung agiert Kriesche als Erweiterer des Kunstbegriffes bleibt aber dem klassischen Kunstmarkt fern. Galerieausstellungen sind selten, Ausstellungsbeteiligungen in Museen rar. Gegenwärtig wird in der Grazer Galerie Zimmermann-Kratochwill die Ausstellung the cloud gezeigt. Basis der Werke bilden die Suchmaschine google und Börsenkurse, die mit einem Rückkoppelungsmechanismus Informationen produzieren. Es geht auch um das Kunstgeld, sprich dem Budget für Kunstkäufe. Ist Kunst überhaupt noch als Wertgröße messbar? -- Am 23.10.2014, 18.30h findet in der Galerie ein artist talk mit Richard Kriesche und Univ.-Prof. Dr. phil. Sabine Flach statt.
Richard Kriesche - The Cloud*
23.09 - 31.10.2014

Galerie Zimmermann Kratochwill
8010 Graz, Opernring 7
Tel: +43 316 823754-0, Fax: +43 316 823754
Email: office@zimmermann-kratochwill.com
http://www.zimmermann-kratochwill.com
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-15 h


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