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Positions Berlin: Eben noch ein Prototyp...

Mit der Kunstmesse „Preview“ haben die Organisatoren Kristian Jarmuschek, Ralf Schmitt und Rüdiger Lange 1o Jahre versucht, eine funktionierende Satellitenmesse – zuerst zeitgleich mit dem art forum berlin und dann mit der abc – aufzubauen. Nach der Ausgabe 2013 musste man dann aber einsehen, dass die Bezeichnung „Satellitenmesse“ auch zu einem Stigma werden kann. Nach dem Ausstieg von Schmitt und Lange hat Kristian Jarmuschek nun mit der „Positions Berlin“ eine neue Messe gegründet, die als Prototyp für ein tragfähiges Messeformat in der Zukunft dienen soll. Austragungsort ist das Kaufhaus Jahndorf in Berlin-Mitte, eines der ersten großen Kaufhäuser der Stadt und Vorläufer des KaDeWe. 52 Aussteller hat Jamurschek für eine Teilnahme an diesem typischen Berliner Ort – roh und ein wenig baufällig – gewinnen können, teilweise frühere Teilnehmer der Preview, teilweise auch neue Galerien, die Jarmuschek von seinem Konzept „wir machen gemeinsam eine Messe in Berlin“ überzeugen konnte. Er stellt auch nicht in Abrede, dass das Programm „gemischt“ ist, teilweise mit Galerien, die eher aus dem Bereich Kunsthandel kommen, aber es ginge eben um die künstlerischen Positionen, so Jarmuschek, nicht um die Kategorie. Einige Positionen der Messe kommen dann aber eher als gehobenes Wohninterieur daher. Viel brave Malerei, Skulptur und Fotografie aus dem Photoshopworkshop. Programmatisch legt es die Galerie Kleindienst aus Leipzig an, die ihren Messestand von dem Künstlerduo Art N More (Paul Bowler und Georg Weißbach) austapezieren ließ und neben einzelwerken der beiden Künstler ein Besäufnis-Video aus gemeinsamen Leipziger Studientagen zeigt. Passend für die Berliner Künstlerszene ist Hadrien Dussoix` Schriftbild „Well Paid Jobs“ (30x24 cm, € 2.800,-) bei Andreas Binder, bei dem es auch eine Edition von Martin Kippenberger (Reservé, 1989 € 11.000,-) zu erstehen gibt. Svätopluk Mikyta dem Gewinner des STRABAG Art Award International, Wien (2011) widmet die Emmanuel Walderdorff Galerie eine Einzelpräsentation. Mikyta (geboren 1973) thematisiert in seinem Werk die Aufarbeitung des „Realsozalismus“ der CSSR indem er Collagen und Assemblagen aus Fundstücken und Kuriositäten aus jener Epoche zu einem Wunderkabinett des Alltags arrangiert. Ebenfalls mit der Aufarbeitung eines Ereignisses, dem Atomunglück in Tschernobyl, setzt sich der in Dublin lebende Brian Duggan in seiner Einzelpräsentation am Stand der Balzer Art Projects (Basel) auseinander. Neben dem (verrosteten und verfallenen) Model des Riesenrades aus dem Vergügungspark in Prypjat, der Stadt die dem explodierten Reaktor am nächsten lag, hängt der ins englische übersetze Text der Anordnung zur Räumung der Stadt. Zynisch klingen die üblichen Formulierungen der Behörden dass „alles getan werde...“. Eine ebenfalls spannende Einzelpräsentation zeigt fruehsorge contemporary drawings (Berlin) mit Ulrich Kochinke, der in seinen Zeichnungen Bilder aus Zeitschriften und dem Internet mit witzigen bis zynischen Kommentaren versieht. Während man auf der abc (siehe den Messebericht von Thomas W. Kuhn) schon von einem „Wiener Block“ spricht, ist es der Positions nicht gelungen eine österreichische Galerie für die Teilnahme zu gewinnen. Künstlerpositionen sind mit Deborah Sengl und Xenia Hausner (Galerie Deschler, Berlin), Franziska Maderthaner (Brennecke Fine Art, Berlin) und Kevin A. Rausch (Galerie Villa Köppe, Berlin) vertreten. Um auf Augenhöhe mit der abc agieren zu können, muss die Positions noch einiges an Qualität zulegen, denn neben der derzeitigen Hauptmesse hat ein klassisch angelegtes Messeformat in Berlin allemal Platz.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Positions Berlin
18 - 21.09.2014

Kaufhaus Jandorf
10119 Berlin, Brunnenstraße 19–21
Tel: +49 176 80 38 62 24
Email: info@positions.de
http://www.positions.berlin
Öffnungszeiten: Fr, Sa 13-20, So 11-18 h


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