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Café Draschan: Bekömmliche Melange

„Café Draschan“? – Nun ja, seine Affinität zu Kaffee, lässt sich schon beim Anblick von dutzenden Pallalacqua Dosen in seiner Küche ablesen. Zufällig gibt es auch einige Freunde des braunen Getränkes im Freundeskreis des Künstlers und schon ist mit Hilfe des Kurators Lucas Cuturi eine reizvolle Themenausstellung, nämlich eine bekömmliche Melange an „Kaffee-Spezialitäten“ produziert: Seit der Künstler Thomas Dra-schan 2005 aus Frankfurt nach Wien zurückgekehrt ist, veranstaltet er drei Mal im Jahr Ausstellungen in seinem Atelier. Damals bei seiner Rückkehr, erzählt der Gastgeber, lebte er, - ganz in der Tradition der Boheme als ver-kanntes Genie (Anmerk. d. A.), - zu arm um Farbe zu kaufen und malte er daher mit Kaffee. Seine gezeigten Collagen mit Comix-Frauen-Gesichtern stammen aus dieser Zeit: die eine drückt Erstaunen über die Kaffeespritzer aus, die andere balanciert eine topologisch verschlungene Kaffee-Aura auf dem Kopf. Zufällig koloriert auch der Abenteurer und Slum-TV- Erfinder Lukas Pusch, seine Frauenporträts mit Kaffee. Die an Modeheft-Illustrationen der 40iger Jahre erinnernden Gesichter sind mit ambivalenten Bildtexten wie „Die Welt soll sich selbst erklären, erklären“ oder auch mit aktuellem Bezug : „Ich will nicht an den Konflikt in der Ukraine denken aber es gelingt mir nicht.“ versehen. Im Zentrum der Ausstellung befindet sich eine Skulptur von Philipp Schweiger. Darin hält er die Dynamik einer explodierenden Bialetti Espresso-Kanne mit PU-Schaum fest, indem er die Teile der Kaffeemaschine, weiss in weiss, zu einem fulminanten Auflauf komponiert. Patrick Schmierer, dessen Netzwerk-Bilder mitunter an subatomare Kraftlinien erinnern, sucht auch in der zufälligen Anordnung von Kaffeespritzern auf einem Blatt Papier nach Strukturen: er verbindet sie mit roten und blauen Linien zu einer zauberhaften Sternen-Karte oder verweist der Titel „Der winzigste Weltwinkel“ etwa auf ein "Quanten-Spin-Netzwerk"? Die Basler Künstlerin Nives Widauer, bekannt etwa für ihre Akkumulation von 200 Globen, ist mit einer Foto-Arbeit, die eine Ansammlung von Kaffeetasse und Untertassen auf rotem Grund zeigt, vertreten. Dazu gesellt sich ein kleiner, antik anmutender mit Kaffee patinierter Torso von der Bildhauerin Liesi Altenburg. Ursula Susanne Buchart zeigt die Allegorie einer Alessi Cupola-Kaffeemaschine. Die Kuppel mit einem roten Punkt auf dem Gipfel, löst sich im blauen Schatten auf; genauso wie der gemalte Pixel-Fingerzeig, der auf das verrinnende hier und jetzt des Augenblicks verweist. Heribert Friedl spürt mit zwei überschneidenden Kaffee- Kreislinien, die wie überdimensionale Untertassenränder wirken, der Emergenz von weiteren Kreisen (oder Teilchen ?) nach. Stylianos Schicho ist hier mit Skizzenblättern (incl. Kaffeemaschine Marke Bialetti) sowie dem mittelformatigen Gemälde eines für den Künstler typischen, unheimlichen Szenarios, vertreten, indem die Autorität eines (Wiener?) Kaffeehaus-Obers mittels S&M Maske akzentuiert ist. Mit ähnlichen, vermummenden Masken hatte Aldo Giannotti 2011 Passfoto-Serien angefertigt. Hier ist er gemeinsam mit Markus Hofer in einem Video, in dem die beiden auf einer versenkbaren Autosperre Kaffee trinken, zu sehen. Die von Linus Riepler modellierte und bemalte Mini-Skulptur eines in einer Kaffee-Tasse badenden Mannes rundet die illustre Melange ab. Eigentlich dürfte Thomas Draschan mit dieser Ausstellung wieder in Wien angekommen sein.
Mehr Texte von Renate Quehenberger

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Café Draschan
25.04 - 10.05.2014

Apartment Draschan
1050 Wien, Grüngasse 12/18
Tel: +43/699/12 93 07 10
Öffnungszeiten: nach telefonischer Vereinbarung


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