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Leiblichkeit und Sexualität - Theologie des Leibes in der zeitgenössischen Kunst: Kirche und Zeitgenossenschaft

Termingerecht zur Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XIII und Johannes-Paul II nimmt eine Ausstellung in der Votivkirche in Wien Bezug auf Aussagen zur Theologie des Leibes vom Zweitgenannten. Die päpstlichen Äußerungen sind zu so illustren Themenkreisen wie Unschuld, Nacktheit, Lust, Scham, Erlösung des Herzens oder bräutliche Bedeutung des Körpers zusammengefasst und mit Kunstwerken aus der unmittelbaren Zeitgenossenschaft konfrontiert. Die einzelnen Arbeiten aus der Liste von Kunstschaffenden mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad sind zwar zum Großteil ohne einen päpstlich-theologischen Hintergrund entstanden, halten aber die Kontextverschiebung aufgrund ihrer anthropologischen Offenheit gut aus. Einige erhalten durch den Interventionscharakter in den neugotischen Sakralraum eine gesteigerte Wirkkraft, als bloße Illustrationen der theologischen Vorgaben können sie dennoch kaum missverstanden werden. So projiziert David von der Stein sein Video „Heaven is a place where nothing ever happens“ auf die abgeklebten Scheiben von Kirchenfenstern, entlang der Metallstreben bleiben einige Schlitze frei, sodass das dahinterliegende Buntglas die Struktur des Videos nochmals unterstützt. Ähnlich kongenial integriert sich auch die Plastik von Anders Krisár, die einen Kinderkörper mit den eingeprägten Spuren zweier Erwachsenenhände zeigt, in die Seitenkapelle des heiligen Grabes. Sehr hintergründig auch die Videoinstallation in einem Beichtstuhl von Clemens Wilhelm; man sieht Menschen, die sich, wie man einer Laufschrift entnehmen kann, offensichtlich krank fühlen. Die Installation ist aber interessanterweise nicht auf einer der beiden Seiten für die Beichtenden, sondern im Mittelteil des Beichthörers angebracht. Karmen Frankls große Leuchtgloben schweben über jenen Teil der Kirche, in dem bis vor nicht allzu langer Zeit Flüchtlinge für eine menschengerechte Unterkunft streikten. Die Landteile auf den Globen werden durch Insekten markiert, die dort wie auf einem Fliegenfänger kleben geblieben und verendet sind – und stellen damit die Frage nach unserem Blick auf Reisende ohne Kreditkarte. Die Ausstellung beschreitet mutig den engen Grat, auf dem Betrachter anzutreffen sind, die sowohl die Atmosphäre eines Sakralraumes als auch die Herausforderungen autonomer Kunstwerke aufzunehmen im Stande sind.
Mehr Texte von Hartwig Bischof

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Leiblichkeit und Sexualität - Theologie des Leibes in der zeitgenössischen Kunst
26.04 - 15.06.2014

Votivkirche
1090 Wien, Rooseveltplatz
Tel: +43 688 946 61 50
Email: info@kunstglaube.at
http://www.leiblichkeit-und-sexualitaet.org
Öffnungszeiten: Di-Sa 9-13, 16-18, So 9-13


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