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Art Austria 2014: Zukunft als Perspektive

Seit ihrer Erfindung 2008 als engagiertes Unternehmen, aber zunächst als sehr angestrengtes Möchtegern–format geringschätzig abgetan, in den letzten Jahren denn doch durch die Ausdauer der Initiatoren und Betreiber als Heimspiel des zeitgenössischen österreichischen Kunsthandels angenommen, ist die Art Austria zu einem zumindest nicht übersehbaren Ereignis der österreichischen Kunstszene reüssiert. Nun gilt es, aus der Mittelmäßigkeit herauszuwachsen. Dazu setzen diesmal einige – wenn auch wenige – Beteiligte umso bemerkenswertere Impulse.

So konnten fünf arrivierte Galerien Wiens zum ersten Mal für eine Teilnahme gewonnen werden (Galerie Martin Janda, Galerie Meyer Kainer, die Christine König Galerie, Galerie Emanuel Layr und die Gabriele Senn Galerie). Sie treten zwar in verhaltener Form auf einem Stand als Kollektiv auf, heben aber dennoch das Niveau deutlich und setzen damit ein Signal, das aufmerksam machen sollte. Stellen sie doch einen krassen Gegenpol zu manch äußerst fragwürdigen Präsentationen dar – als gäben sie der Art Austria eine Chance nun doch ernst genommen zu werden.

Die gar nicht wenig vertretenen Galerien die jüngere Kunst zeigen, sollten sich aber vielleicht vermehrt an den nicht zu unrecht geachteten Klassikern unter den Galerien messen, geben diese dann doch beachtenswerte Maßstäbe vor.

Thoman bietet ein Arrangement von seltenen Ölgemälden Siegfried Anzingers an (zw. 12.000 und 16.000 €), Faber zeigt vielsinnige Stillleben als gute Fotografie von Robert Zahornicky (2.800 €), Lang setzt auf Zeichnungen wie von Stefan Zsaitsits (um 1.500 €). Zimmermann Kratochwill präsentiert Collagen von Zenita Komad (um 1.500 €) und Ruberl hat wieder einmal frühe Übermalungen von Arnulf Rainer im Repertoire (25.000 bzw. 38.000 €). Bei Maier winden sich Lois Anvidalfareis überlebensgroße bronzene Figuren in rostigen Gerüsten (39.000 €). Chobot bietet u.a. kleinformatige Bronzen von Andreas Urteil (28.000 €) und Josef Pillhofer (6.600 €) an und bei Krobath bestechen die Drahtskulpturen von Fritz Panzer (Flaschentrockner um 5.500 € und die Edition der Milchpackerl um je 990 €). Charim stellt eine Installation und eine dreiteilige Fotoarbeit von Valie EXPORT aus den 70er Jahren aus (90.000 und 65.000 €).

Die Galerien zeigen also zum Großteil das erwartete Programm – und machen damit hoffentlich den erwünschten Umsatz.

Mut zum Experiment zeigt ausgerechnet der Veteran des Wiener Kunsthandels, Julius Hummel. Und das mit einer durchaus souveränen Performance durch das Gegen– oder Miteinanderspiel von Franz Grafs Gemälden und Michael Kienzers Skulpturen; verkaufsmäßig riskant durch die Größe der meisten gezeigten Werke und deren Preise (Michael Kienzer bis 55.000 €, Franz Graf bis 33.000 €) – ganz abgesehen von der für den biederen Geschmack des gewohnten Publikums gewagten Unangepasstheit der Werke. Der Stand ist ein selbstbewusstes Statement, das dem musealen Rahmen (und dem kritisch herunterblickenden Egon Schiele hoch oben an der Museumswand) jedenfalls gerecht wird, das Ansprüche stellt und Herausforderung sein sollte und nicht nur Überblendung für so manche Schwächen einiger Mitaussteller.

Spektakulär reißt Ursula Krinzinger ihren Messe(spiel)raum auf. Auf ihren Wunsch hin hat Franz Graf in Anlehnung an die aktuelle Ausstellung im 21er Haus einen Gerüstturm als Installationsplattform für ihre Exponate inszeniert – und ein Mikromuseum kreiert, das Lust macht, es im Ganzen, so wie es ist, zu erwerben, als ein Kreuz und Quer durch die österreichische Kunstgeschichte (darunter ein Lambdaprint von Eva Schlegel um 17.500 €, die Fotomappe Selbstverstrickung von Günter Brus um 10.500 €, Franz Grafs Gemälde Nurse um 18.500 € oder Christian Schwarzwalds Papierarbeit um 1.900 €).

Das restliche Angebot der diesjährigen Art Austria ist wild gemischt. Glitzernder Kleinkindzimmerdekor der üblen Sorte prallt auf Kunst, die auch international Geltung hat. Diese Mischung ist für Kunstkenner schwer verdaulich. Will die Art Austria die in der aktuellen Ausgabe angerissenen Zukunftsperspektiven ernst nehmen, wird man um eine klare Selektion der teilnehmenden Galerien nicht herumkommen.

Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Art Austria 2014
03 - 06.04.2014

Art Austria
1070 Wien, MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43/676/924 6008
Email: office@art-port.cc
http://www.art-austria.info


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