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Mit siebzig dann!

Man mag dem Eighties-Hype um die „Neuen Wilden“ in vielerlei Hinsicht skeptisch gegenüberstehen. Doch abgesehen davon, dass viele von ihnen bis heute wirklich tolle Malerei produzieren, ist ein Aspekt bemerkenswert: Die Künstler feierten ihre Erfolge in jungen Jahren. Natürlich bleibt in so einem Fall immer die Frage, ob die Qualität hält. Und nicht immer hält sie. Wenn man sich die Programme der hiesigen Museen und Ausstellungshäuser derzeit anschaut, so fällt dagegen auf: Österreichische Künstler, die den 40. Geburtstag noch nicht erreicht haben, sind in den Institutionen – den wichtigen zumindest – derzeit kaum sichtbar. Oder allenfalls in den Nebenräumen: Markus Proschek, Jahrgang 1981, im Kabinett des Salzburger Kunstvereins. Kerstin von Gabain (1979) im Grafischen Kabinett der Secession. Die Kunsthalle Krems präsentiert in ihrem Oberlichtsaal eine Intervention von Constantin Luser, die Sammlung Essl Deborah Sengl, das Grazer Künstlerhaus Bernadette Moser und Christian Eisenberger. Dann ist Sendepause. Leider sieht es auch bei hier lebenden Künstlern, die zwischen vierzig und fünfzig Jahren alt sind, nicht viel besser aus: Oliver Ressler im Lentos, Gregor Schmoll in Krems, beide sind Jahrgang 1970, Anne Schneider, geboren 1965, im Salzburger Kunstverein. Aber sonst? In anderen künstlerischen Bereichen hat man weitaus weniger Angst vor den Jungen: Regisseure wie David Bösch oder Anna Bergmann, beide Thirtysomethings, inszenieren am Burgtheater. Anna Weidenholzer und Milena Michiko Flasar, die den 30. Geburtstag noch nicht gefeiert haben, publizieren im Residenz Verlag. Sogar in der steinigen Filmbranche gibt es zahlreiche Künstler jüngeren Geburtsdatums, die reüssieren – etwa Daniel Hoesl mit seinem verstörenden Film „Soldate Jeanette“. Doch in der Kunst? Vorbei die Zeiten, als ein 45-jähriger Zobernig die Hallen des mumok und die nicht einmal 30-jährige Elke Krystufek den Hauptraum der Secession bespielen durfte. Heute nimmt die Produktion von österreichischen Künstlern unter 50 – vom Nachwuchs mag man gar nicht sprechen – kaum adäquaten Raum ein, ansatzweise vielleicht im 21er-Haus, wo man mit Hans Schabus, Gelatin und Ursula Mayer Künstler in ihren Vierzigern zeigte. Demnächst sind dort die Fotografien von Peter Baum und eine Personale von Peter Weibel zu sehen. Wenn man sich für österreichische Kunstschaffende mittlerer Generation interessiert, dann hält man am besten in den Galerien Nachschau – also gerade dort, wo der finanzielle Druck und das Risiko am größten sind. Bei den großen Playern dagegen mangelt es offensichtlich an Mut, Künstlern anständige Räume zur Verfügung zu stellen. Bei Licht betrachtet, ist das natürlich Wahnsinn. Wie alt muss ein Künstler, eine Künstlerin heute werden, um einmal ordentlich Platz für seine, ihre Werke zu bekommen? Sechzig? Siebzig? Oder muss man vielleicht überhaupt bereits gestorben sein?
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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2 Postings in diesem Forum
so ist es
bitteichweisswas | 25.03.2014 09:15 | antworten
...dem bleibt nichts hinzuzufügen...leider :-(
slaves to darkness
Klaus Anton | 12.06.2014 03:16 | antworten
Und die Förderungen für Künstler dagegen hören mit 40 auf. Was bedeutet das ein Künstler es bis dann entweder geschafft hat oder nicht. So nach dem Motto :"Das wars dann, jetzt bist du was oder für immer ein Niemand."

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