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Dumme Schlusssätze

Schlusssätze sind alternativlos. Schon allein deshalb weil sie am Schluss stehen. Also können Schlusssätze meist unwidersprochen und unkommentiert ihre Wirkung tun, während sie sich wie eine Endgültigkeitswahrheit ins Hirn und Herz der LeserInnen schleichen. Und dort dann zumindest eine Zeit lang ihr Pseudowirklichkeitsunwesen treiben. Also sollte jeder jeden Schlusssatz immer wieder entschlussen. Am 28. Februar gab es zwei geschmacklose und dumme Beispiele davon in der „Presse“ zu lesen. Schlusssatz 1: Peter Weibel im Interview auf die Frage von Frau Schurian: „Besuchen Sie Graz noch?“ Schlusssatzantwort: „Nein, für mich ist Graz nach dem Zivilisationseinbruch der illegitimen Amtsenthebung von Frau Dr. Steinle eine verwüstete Wildnis“. Das könnte man jetzt als illegitimen Dummenjungengag so stehen lassen. Aber für einen frischgekürten wortgewaltigen 70jährigen ist das allein schon eine egogekränkte Sprachverwüstung. Sollen wir jetzt vielleicht annehmen, dass der ehrenwerte Peter Weibel nie und niemals in seinem Tun einen Zivilisationseinbruch – was immer das auch ist - verursacht und/oder hinterlassen hat? In der gleichen Ausgabe dann noch ein Artikel über den Prüfbericht Burgtheater. Schlusssatz 2: „Ob er Hartmann für einen tadellosen Direktor halte, wird Springer gegen Ende gefragt: ‚Das Burgtheater hat Gott sei Dank noch nie einen tadellosen Direktor gehabt‘, lautet seine Antwort“. Wieder so ein pubertärer Schlusssatz eines ergrauten Herrn. Sollen wir jetzt lachen, oder Herrn Springer aus seiner Aufsichtspflicht entlassen, weil in Anbetracht seiner untadellosen Direktoren die Verschwendung ein Normalzustand ist und sich somit seine Mitverantwortung ohnehin von ganz alleine marginalisiert hat? Gagige Schlusssätze haben es leider so an sich, dass sie einem im Hals stecken bleiben.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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