Werbung
,

Copie non Conforme: Jenseits des Hypes

Jenes Foto, auf dem der Maler Jean-Michel Basquiat seinem Kollegen Andy Warhol einen Kinnhaken versetzt, ist seit der aktuellen Ausstellung der beiden Künstler im Wiener Kunstforum hinlänglich bekannt. Das Künstlerinnenduo Jamika Ajalon und Marion Porten schlüpfte selbst in die Rolle der beiden: In ihrer Fotoserie imitieren sie den gestellten Boxkampf von Basquiat und Warhol und machen sich damit über die Selbstinszenierungen männlicher Künstler lustig. Die Schau „Copie Non Conforme“ im Kunstraum Niederösterreich versammelt Remakes und Reinszenierungen aller Art: Marko Lulić lässt Tänzer ein modernistisches Monument des Architekten Bogdan Bogdanovich in ihre künstlerische Sprache übersetzen, Annja Krautgasser lädt Roma-Jugendliche zum Nachstellen eines Mafiafilms ein, Stefanie Seibold interpretiert eine Arbeit der Extrem-Performerin Gina Pane neu und Fiona Rukschcio begibt sich auf die Spuren von Yoko Onos Film „Rape“, bei dem die Künstlerin in London eine Frau mit der Kamera verfolgte. Kuratiert wurde das Projekt von Amina Handke, die – im hintersten Winkel des Ausstellungsraums – auch eine eigene Arbeit präsentiert, ebenfalls ein Re-Enactment, in diesem Fall von einer Arbeit Kutlug Atamans: Auf hochformatigen Videoprojektionen lässt sie ihr Publikum Bettler und Bettlerinnen beobachten – ob es sich dabei um reale oder um Schauspieler handelt, bleibt dabei offen. Allerdings bleibt die Schau nicht im engeren Kunst-Umfeld, sondern präsentiert auch Aktivistisches: Heide Hammer und Kurto Wendt erfanden etwa einen fiktiven städtischen Bettel-Beauftragten, der angeblich ratlosen Passanten sowie Obdachlosen helfen soll; Mara Niang und Simon Inou entwarfen eine Alternative zum Logo des beliebten „Mohren Bräu“. Arbeiten wie diese sind zwar gesellschaftspolitisch wichtige Interventionen; im Kunstkontext kommen sie aber doch arg schlicht daher. Abgesehen davon allerdings gelang hier eine konzise, alternative Betrachtung eines – bis auf die regelmäßig wiederkehrenden Hypes um kriminelle Kunstfälschung – eher unterbelichteten Phänomens.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Copie non Conforme
17.01 - 15.03.2014

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: