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Katharina Grosse - Wer ich? Wen, Du?: Gedankenwellen

Die Präsenz des Kunsthaus Graz trifft auf die Entschlossenheit einer Künstlerin, die Reflexion und Kalkulation meidet, um Entscheidungen einem Lustprinzip zu unterstellen und den Raum für Experimente zu öffnen. Leicht scheint sich die bunte Masse im Raum ausgebreitet und übereinandergelegt zu haben. Ihre Verwandtschaft mit der Leinwand lässt sich leise erahnen. Die herausfordernde Architektur des Space01 im Kunsthaus Graz begegnet einem radikalen künstlerischen Akt, der die Grenzen des Mediums Malerei sprengt. Als Material für ihr ortsspezifisches Objekt wählte sie Schaumstoffmatten und: Farbe. In einem mehrwöchigen Prozess wurde ein organisches Gewebe geformt, das auf den konkreten Raum reagiert. Es wurde gefaltet, geklebt und „bemalt“. Im Erforschen des Verhältnisses zwischen Ursachen und deren Wirkungen erschafft sich eine Malerei um ihrer selbst Willen. Die Prüfung einzelner Qualitäten, des Materialwerts von Farbe, ihre äußerste Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit, indem sie sich schier alles anzueignen vermag, ist von Interesse. Dabei liegt die Konzentration der Künstlerin auf dem Prozess und den verschiedenen Arten von Bewegung. Das Ergebnis – das Bild – ist, obgleich es einem Aquarell ähnelt, das aus verdünnten und speziell hergestellten Acrylfarben mit enormer Leuchtkraft und zum Teil die installierte Form und zum Teil den Boden und die Wände des Space01 einfärben, expressiv. Seine textile Beschaffenheit ist mittels variabler Faltung einmal mehr und einmal weniger raumgreifend. Eher scheint seine Dominanz je nach Standort zu variieren, sein Grad der Abstraktion sich während des Durchschreitens des Raumes zu verändern. Je nach Perspektive gewähren die in Falten gelegten Flächen eine immer andere Sicht, verursachen Wendungen und geben Richtungen vor. Gestützt durch weiße Quader türmt sich das Gebilde im Zentrum wellenförmig. Die Absorption des zufällig drapiert anmutenden Schaumstoffs verhindert ein Auslaufen der Farbe nicht. Charakteristische Eigenschaften der temporären malerisch-plastischen Installation ergeben sich durch dessen Einmaligkeit, Ortsspezifität und Endlichkeit. Bezüglich der gattungsübergreifenden Lösung einer konkreten künstlerischen Fragestellung hinsichtlich einer zeitgenössischen Malerei, bedeutet diese Geste eine Synergie zwischen Ausstellungsraum, Methode, Aufgabe und deren Umsetzung. Bevorzugt wird eine direkte Arbeitsweise. Katharina Grosse bestürmt das zu bildende Objekt, arbeitet intuitiv und impulsiv. Die Bewegung lässt etwas entstehen das nur hier und an keinem anderen Ort in dieser Form möglich ist. Dabei könnte das Werk als ein Appell verstanden werden, das sich für ein Mehr an Mut und ein Weniger an Angst einsetzt. Im Sinne Gille Deleuze tritt Transzendenz ein, sobald „die Bewegung des Unendlichen angehalten wird“. Somit ähnelt das Werk einer Zurückweisung des Festhaltens, Unbeweglichmachens und Blockierens und scheint zu verlautbaren: Es ist Zeit, sich in Bewegung zu setzen.

Katharina Grosse - Wer ich? Wen, Du?
06.06 - 12.10.2014

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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