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James Benning - Decoding Fear: Dekodieren, um zu verstehen

Beim Studium der mitunter bewegten Bilder im Raum, durchbricht nur vereinzelt die Tonbandaufzeichnung eines gelesenen Textes, das Schlagen auf eine Tastatur und das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges oder des Regens die Stille. Videoinstallationen, Bildreproduktionen, eine Vielzahl von Gegenständen, die Modelle der Hütten Thoreaus und Kaczynkis in der Einsiedelei sowie Manuskripte präsentiert die Schau „Decoding Fear“ im Space02 des Kunsthauses Graz und erweitert damit die Komplexität des experimentellen filmischen Werkes des 1942 in Wisconsin geborenen Künstlers James Benning. Wirft man einen Blick in die Kabinen, spürt man die Enge, deren Einfluss auf die einstigen Bewohner sich in den Texten erkennen lässt. Damit wird gleichzeitig der Effekt von Räumlichem offengelegt. Bennings Wille zur Konstruktion folgt dem Kopieren von Bildern, die den Künstler formal und inhaltlich faszinieren. Sie bedeuten einen Lernvorgang, enthüllen oft widerständiges Gedankengut und prüfen den „amerikanischen Traum“ und dessen Folgen. Die Obsession und das Politische gelten dabei als Referenz eigener Erfahrungen. Dualismen wie Pazifismus und Terrorismus, Rückzug und Angriff, Bedrohung und Schutz durchwachsen sein Werk, erzeugen eine Rhythmik und Struktur. Benning interessiert sich für das augenscheinlich Marginale, Minoritäre und Periphere. Seine von Empfindsamkeit und Magie gekennzeichneten Abbilder prägen die vermeintliche Statik des Augenblicks. So ähneln seine langen Filmeinstellungen Fotografien, die nur einem wartenden und konzentrierten Blick eine Veränderung und Bewegung preisgeben. Zeit als der bestimmende Faktor – die Eisenbahn als das Symbol des kapitalistischen Fortschritts und einer neuen Zeitrechnung, eingedenk dessen Pascal`s Lemma unwillkürlich an Orwell’sche Szenarien erinnert und jegliche Vorstellung einer amerikanischen Romantik negiert. Ein Laptop wird der Replik von Andy Warhols Electric Chair gegenübergestellt – eine Metapher? Das Wiederkehrende, der Kreislauf der Natur wird in der Arbeit Stemple Pass durch das Lesen Kaczynkis Tagebuches kontrastiert. Das Variable und Willkürliche vom Menschen abhängige wird dabei deutlich. Zweifellos bringt die Schau Bennings Technologiekritik zum Ausdruck, zeigt seine Verbindung zur Natur und seinen politischen Aktivismus. Bennings räumliche Konstruktionen besitzen eine poetische Zufälligkeit und Romantik, die ihre Bedeutung und Kraft jedoch nur durch Beobachtung entfalten.
James Benning - Decoding Fear
07.03 - 01.06.2014

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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