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Allein gelassen

Seit über einem Jahrzehnt steht die Vermittlung ganz oben auf der Agenda von Museen und Ausstellungshäusern. Kinder, Jugendliche, Senioren, Jungeltern samt Säuglingen – alle sollen eingeweiht werden in die Kunst. Und das ist gut so. Nur, wenn man als Null-Acht-Fünfzehn-Person, zu einem beliebigen Zeitpunkt durch ein Museum, eine Ausstellungshalle oder Galerie streift – dann steht man zumeist ziemlich allein auf verlorenem Posten. Vor allem die Saaltexte sind langsam zum Davonlaufen. Jene zumeist spärlichen Mitteilungen, die per Wandaufdruck oder Handout mitgeteilt werden, ergehen sich zumeist in eher verunklärendem Begriffeklopfen. Da verweist das eine auf das andere, man bezieht sich auf dieses und jenes – und weiter? Leider erweisen sich auch Kuratorenführungen nicht immer als besonders hilfreich: Unlängst erst erfuhr ich in einer solchen alles Mögliche, etwa was die Künstler und Künstlerinnen nebst den hier präsentierten Arbeiten produzieren, wo sie leben und studierten – das Konzept der Schau blieb leider ebenso im Dunkel wie der Inhalt der meisten Werke. Man kann sich auch durch Katalogtexte wühlen und / oder KünstlerInnen befragen. Was nicht immer viel zum Verständnis beiträgt. Allerdings hat nicht jeder hauptberuflich mit Kunst zu tun – es gibt auch Besucher und Besucherinnen, die am Wochenende vorbeikommen und nicht in Folge lange Recherchen vornehmen können. Jetzt heißt es natürlich häufig, die Kunst spreche ohnehin für sich selbst. Eh, aber: Was können ein monochromes Gemälde, ein Muster vor abstraktem Hintergrund, ein Fahrradhelm, der auf eine Leinwand montiert ist, erzählen? Was sagen die bloß? Wenn Kunst ausschließlich auf der ästhetischen Ebene betrachtet wird, dann läuft sie Gefahr, allzu flach zu erscheinen. All die Bemühungen um die Kunstvermittlung, die zu Recht sogar politisch gewünscht ist, laufen ins Leere – wenn jenes Publikum, das einfach so vorbeischaut, völlig alleine gelassen wird.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

4 Postings in diesem Forum
Empathie
Günter Stickler | 12.11.2013 10:15 | antworten
scheint nicht die Stärke der Kuratoren zu sein. Verständlichkeit muss oft hinter die Gestaltung zurücktreten. Bereits in der Ausstellung "Traum und Wirklichkeit" vor 30 Jahren ließ Hollein die Beschriftungen hellgrau auf dunkelgrau drucken. Im mystischen Halbdunkel der Ausstellungsräume führte das zur fast völligen Unlesbarkeit. Der Verdacht kam auf, dadurch sollte der Katalogverkauf gefördert werden. In der vorjährigen Albertina-Ausstellung "Kunste der Dürerzeit" waren einzelne Schildchen 30 cm über dem Boden angebracht, offenbar um die Ehrfurcht vor der Kunst zu fördern. Aber auch das sonst vorbildliche Essl-Museum schließt sich da nicht aus: Beischriften sind dort oft so weit entfernt vom Kunstwerk angebracht, dass sie diesem kaum zugeordnet werden können. So erweist der Fachmann dem Laien seine Verachtung ...
crisfor | 12.11.2013 03:57 | antworten
Vielleicht ist diese oder jene Kunst ja auch ziemlich flach. Ich wüsste nicht, welche Ebene passender für Kunst wäre als die ästhetische. Gute Kunstvermittlung müsste bei der Werkbetrachtung ansetzen und ist vielleicht genauso selten wie gute Kunst.
Es gibt doch ...
Stach | 13.11.2013 12:33 | antworten
... die unbefleckte Empfängnis des Auges?
Tatsächlich ...
stach | 13.11.2013 12:47 | antworten
... ist es im Grunde eine hochnäsige Frechheit, welche sich Kuratorinnen mit den Beschriftungen oftmals erlauben. - Beispiele? 1. In einer Galerie in der Schleifmühlgasse: Beschriftungskärtchen, ca. 5 x 8 cm klein, Schrift bestenfalls 12-Punkt, hellgrau, auf chamois, die Kärtchen ca. 1 Meter links entfernt von den Bildern, etwa 10(!) cm oberhalb der Fußbodenkante. 2. Heurige Venedig-Biennale, Hauptpavillon: Die Beschriftungskarten grundsätzlich an den dunkelsten und engsten(!), d. h. Raumquerungsstellen, winzige Schrift, elendlange Satzkonstruktionen, ungegliedert, angebracht in etwa 1 Meter Höhe. Es wird aber auch so gut wie nie über die Didaktik einer Ausstellung journalistisch berichtet. Und das Publikum lässt sich das alles auch gefallen.

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