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Höhenrausch 3: São Paulo, Venedig, Berlin, Linz: Ein Aufstieg durch die Kunst

Seit seiner ersten Auflage im Kulturhauptstadtjahr 2009 zieht der „Höhenrausch“ des Linzer O.K. (Offenes Kulturhaus) Publikum aus ganz Oberösterreich und aus den Bundesländern an. Jung und alt berauscht sich über den Dächern von Linz an Kunstwerken und der Aussicht. Von Turm zu Turm können Schwindelfreie am Dach des O.K. wandern: Vom 30 Meter hohen "Oberösterreich-Turm" aus Holz mit einer Aussichtsplattform – eine Kopie des "Alpenblicks“ bei Ulrichsberg an der tschechischen Grenze – geht es weiter zu der Bambuskonstruktion des taiwanesischen Künstlers Wen-Chih Wang und schließlich in den Turm der Ursulinenkirche. Im Inneren der Bambus-Kuppel Wangs, auf der bunte Lämpchen blinken und die ein wenig an einen Bienenkorb erinnert und das nur barfuß betreten werden darf, herrscht eine ganz spezielle Stimmung. Der Aufstieg zu den besonders publikumswirksamen Teilen des „Höhenrauschs“ auf dem Dach des O.K. ist ein Aufstieg durch die Kunst. Die Treppen führen durch die Ausstellung „Biennale Cuvée“, bei der es das O.K. schafft, teils etwas sperrige, theorielastige künstlerische Arbeiten mit sehr zugänglichen Werken zu kombinieren. Für OK-Direktor Martin Sturm sind Biennalen das wichtigste Format zeitgenössischer Kunstausstellungen. Sturm schätzt besonders deren Experimentierfreudigkeit. Im O.K. sind nun mehr als 20 Arbeiten von internationalen Künstlern und Künstlerinnen zu sehen, die zuvor bei Biennalen in Berlin, Busan, Genk, Havanna, Istanbul, Liverpool, Montevideo, Paris, São Paulo oder Venedig zu sehen waren. Gezeigt wird unter anderem die Arbeit „Alter Gogo” (2010) des nigerianischen Fotografen Andrew Esiebo. In dieser Serie von Portraits südafrikanischer Großmütter, die einem Fußballclub angehören, stellt der Künstler je ein Foto der Frau in ihrem Fußballoutfit einem Bild von ihr in ihrem Alltag als Großmutter mit Enkelkindern gegenüber. Wie verwandelt wirken die “Gogo Getter”-Ladies in ihren bunten Dressen und Stutzen, in denen sie stolz und strahlend für Esiebo posieren. Im ersten Stock des O.K. thematisiert der Spanier Jota Izquierdo in seiner Arbeit „Capitalismo Amarillo: Special Economic Zone” (2011/12) die Fälschung von Markenwaren in China und deren Vertrieb durch Straßenhändler in Spanien und Mexico. Seine Installation – eine Ansammlung teils absurder Nachahmungen von Markenuhren oder Luxustaschen – ist amüsant und erschreckend zugleich. Neben den Objekten werden Videos gezeigt, die den Weg der gefälschten Produkte dokumentieren. Eine täuschend echt aussehende Modellstadt hat der Argentinier Gabriel Valansi im letzten Ausstellungsraum mit seiner Arbeit „Circa“ (2011-2013) aus Computerplatinen geschaffen. Auf dem Boden des leicht abgedunkelten Raumes bilden die Computerteile eine „postapokalyptische Architekur“, deren Details auch mit einem Fernrohr betrachtet werden können. Die riesenhaften Ameisen-Skulpturen von Rafael Gomezbarros begleiten die Besucher den ganzen Weg hindurch. Sogar auf den Turm der Ursulinenkirche haben es die Krabbeltiere, die zu der Arbeit „Casa Tomada – Besetztes Haus“ gehören, geschafft. Der Linzer Höhenrausch ist mit seiner Kombination aus Parcours über den Dächern der Stadt und zeitgenössischer Kunst einzigartig. Die oberösterreichische Landeshauptstadt sieht vom Dach des O.K. aus wie die putzigen Linz-Nachbildungen in der berühmten Grottenbahn am Pöstlingberg. Die zahlreichen Besucher, die die Stufen emporsteigen, bringen den “Oberösterreich-Turm”, dessen höchste Stelle auf einer Ebene mit der Spitze des Turms der Ursulinenkirche liegt, sanft und kaum merkbar zum Schaukeln. Wenn dann die Wolken am Himmel zuziehen und es zu regnen beginnt, stehen die Besucher unter der Holzüberdachung des Turms und haben einen eindrucksvollen Rundblick über die verregneten Hügel des nahen Mühlviertels. Ein Erlebnis.
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Höhenrausch 3
14.06 - 13.10.2013

OÖ Kulturquartier
4020 Linz, OK Platz 1
Tel: +43 732 784178-0
Email: info@ooekulturquartier.at
http://www.ooekulturquartier.at/


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