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Videonale Preis der KfW Stiftung 2013: Christian Jankowski

Christian Jankowski ist Preisträger des Videonale Preises der KfW Stiftung 2013. Unter 41 nominierten Videoarbeiten wählte die sechsköpfige Jury die Videoarbeit des Künstlers mit dem Titel „Casting Jesus“. In der Jury-Begründung zur Verleihung des Videonale Preises der KfW Stiftung 2013 heißt es: Christian Jankowskis Filme und Installationen halten unserer Mediengesellschaft ebenso präzise, wie humorvoll den Spiegel vor. Dabei benutzt er gängige Formate der Massenmedien wie TV-Shows und Soaps, um Kunst, Politik, Entertainment, Wirtschaft und globale Vermarktungsstrategien zu befragen und in ihren eigentlichen Antrieben kenntlich zu machen. Für „Casting Jesus“ hat er drei Vertreter aus dem Vatikan als Jury gewonnen, die in einer römischen Kirche aus 13 männlichen Jesus-Darstellern den besten Sohn Gottes auswählen sollen. Die von Jankowski arrangierte Situation folgt ganz den Regeln klassischer Casting-Shows und überrascht zugleich durch die Ernsthaftigkeit, mit der sowohl die Jurymitglieder, wie auch die Darsteller in ihren jeweiligen Rollen aufgehen. Während wir die Kommentare und Gesten der Protagonisten verfolgen, entdecken wir in ihnen zugleich die typischen Haltungen und Gesten aus der christlichen Ikonografie wieder. Die 60minütige Zwei-Kanalprojektion stellt damit dem biblischen Gebot, sich kein Bildnis zu machen, die Fülle der Bilder und Darstellungen gegenüber, die sich als Surrogate vor den wahren Gottes-Sohn geschoben haben. Indem Jankowski in seinem Video auf sanfte Weise die Kirche dazu bringt, ihr eigenes Bild des Heilands anzufertigen, stellt er zugleich die Frage nach der Wahrheit des Gottesbildes. Für die ebenso humorvolle wie hintergründige Weise, in der der Künstler uns in dieser Arbeit die Zusammenhänge zwischen Authentizität, Glauben und Inszenierung zeigt, erkennt die Jury Christian Jankowski einstimmig den Preis der VIDEONALE.14 zu. Eine besondere Anerkennung erteilte die Jury an Mariola Brillowska für ihre Arbeit „Des Teufels Kinder“: Feinsinnig, hintergründig, mit viel schwarzem Humor spiegelt Mariola Brillowska in ihrem Video „Des Teufels Kinder“ den in unseren Gesellschaften herrschenden Zynismus wieder. Technisch brillant bis ins kleinste, liebevoll ausgearbeitete Details, nimmt sich ihr Video in sechs Episoden, lapidar und radikal zugleich, voller Witz und gleichzeitig gnadenloser und unerbittlicher Schärfe des Generationenkonflikts - und seiner definitiven Lösung - an. Eine gute Stunde Unterhaltung voller sprühender Ironie und Sarkasmus - ein erfrischender Beitrag zur sozialen Misere unserer Gegenwart. Casting Jesus – Auszug aus dem Text von Fritzi von Schoenebeck, Sandra Tschauner - Videonalekatalog: Christian Jankowskis „Casting Jesus“ zeigt die Suche nach einem Schauspieler, der dem Sohn Gottes gerecht werden soll. Kein glitzerndes Fernsehstudio, sondern eine schlichte Halle in Santo Spirito in Rom bildet die Kulisse für eine Castingshow der etwas anderen Art. In einer Doppelprojektion verfolgt man auf der linken Seite, wie nacheinander 13 männliche Protagonisten in einfachen Gewändern auftreten und den Anweisungen der dreiköpfigen Jury, zu sehen im rechten Bild, Folge leisten. Während die potentiellen Jesus-Darsteller meist ganzfigurig erscheinen, sieht man die drei Juroren im Closeup, lauscht ihren Anweisungen und den – ganz nach dem Castingshow-Format – nicht immer sachlichen Kommentaren. Neben dem äußeren Erscheinungsbild wird auch die schauspielerische Darbietung „typischer“ Gesten oder Haltungen aus dem Leben Christi gefordert, wie man sie aus der christlichen Ikonographie kennt. Von der Heilung imaginärer Krankheiten, über die Kreuztragung, bis hin zum vorgespielten Tod am Kreuz müssen die Kandidaten ihre Jesus-Qualitäten unter Beweis stellen. Im Finale schafft es tatsächlich einer der Verbliebenen, den Ansprüchen der Jury gerecht zu werden. Die Tatsache, dass es sich bei der Jury um Vertreter des Vatikans handelt, die ihrer Rolle ohne festgelegtes Drehbuch nachgehen, steigert die Skurrilität der Situation noch einmal zusätzlich und führt dem Betrachter die Widersprüche des Showbusiness – und unseres Bildes von der Person Jesus als einer seiner ersten Vertreter – vor Augen. Biographisches zu Christian Jankowski: Geb. 1968 in Göttingen, GER, lebt und arbeitet in Berlin, GER Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, GER Ausstellungen (Auswahl): 2012 Casting Jesus, Utah Museum of Contemporary Art, Utah, USA 2012 Die große Geste, Art and the City: Public Art Festival, Zuürich, SUI 2011 Jesus está aquí, Proyectos Monclova, Mexico City, MEX 2011 All about my work and Me, Kunstwerke Berlin, GER 2010 The Perfect Gallery, Cube Gallery Manchester, GBR www.videonale.org

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