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Play Together - artefakte in Wechselwirkung von Musik und bildender Kunst: Fein getunte Sorgfalt

Gerade in dieser Zeit spätherbstlicher Kulmination hochinteressanter Kunstereignisse in Wien mag der Hinweis auf einen noch kaum entdeckten Ort für Gegenwartskunst ziemlich gewagt erscheinen. Manchen jedoch kommt ein Wegweiser aus dem Sog der Dauermobilisierung vielleicht entgegen; noch dazu, wo hier ein anderes Zeitmaß wirkt und sichtlich unter dem Vorzeichen merkbarer Entschleunigung gedacht und geplant wird. Der neue Punkt auf der kulturellen Landkarte Wiens ist Teil des wachsenden Kulturzentrums in der ehemaligen Ankerbrot Fabrik, und selbst hier in einem Gebiet städtischer Peripherie liegt er neben BrotHILGERkunsthalle, Fotogalerie Westlicht und all den anderen Ausstellungsräumen ein wenig im abseits. Es rentiert sich aber unbedingt, ihn aufzusuchen. Sobald man im Kunstraum Sellemond angelangt ist, entsteht sofort der Eindruck, dass in diesem von Tageslicht durchlüfteten, sachlich klar durchgestalteten Loft mit kompakter Küchenbatterie und separierter Office-Zone einfach alles stimmt. Schon die erste Ausstellung ''play together'', die sich – wie vielerorts den 100. Geburtstag von John Cage gedenkend – visuellen Anbindungen und Konfrontationen mit Sound und Musik widmet, ist vielversprechend und vor allem Zeichen setzend für die vorgesehene programmatische Linie des Kunstraums. Mit Franz Graf, Thomas Feuerstein, Anna Jermolaeva oder Gerwald Rockenschaub erinnert sie zum einen daran, wie bedeutsam die Auseinandersetzung mit dem Medium Schallplatte, mit DJ- und Club-Culture für zahlreiche KünstlerInnen in zentralen Phasen ihres Schaffen war. Zum anderen befindet sich unter den nahezu 30 Werken auch eine Reihe weniger bekannte Namen wie etwa Björn Segschneider oder Albert Mayr. Nicht fehlen dürfen natürlich Franz Pomassl oder Hans Weigand. Und nicht fehlen darf auch nicht, die in solchen Projekten obligate John Cage Zeichnung. Kurator ist Stefan Bidner, mit dem die Sellemonds in Hinkunft ähnliche Projekte realisieren wollen. Bemerkenswert ist die angestrebte Sorgfalt. Weil für die BetreiberInnen des Kunstraums Sellemond der Kunstverkauf nicht an allererster Stelle ihrer Agenden stehen muss, leisten sie sich außerdem ein präzise konzipiertes Programm mit Konzerten und Vorträgen zu Musik. Weil Michael Sellemond und Stefan Bidner aus Tirol stammen und ihre kulturelle Loyalität zueinander in Innsbruck aufgebaut haben, luden sie von ebenda den Musikexperten -publizisten und Betreiber des Musikladens ''arcustik'' Rupert Heim zu einem Vortrag über John Cage ein, wobei die Hörbeispiele selbstverständlich über eine High-End Anlage dargeboten wurden. Mit selten erlebter Leidenschaft und ohne allzuviel musikalisches Fachchinesisch wurde da die Übersetzung der radikaldemokratischen Haltung des John Cage in dessen Verständnis von Sound und vice versa vermittelt. Ähnlich konzentrierte Sounderlebnisse im Ambiente der Ausstellung lässt auch der Musikabend am Samstag, 24. November erwarten, für den Philip Quehenberger oder Catherine Lorent angekündigt sind. Auf das weitere Programm im Interferenzfeld zwischen bildender Kunst und Sound Weiteres kann man gespannt sein.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Play Together - artefakte in Wechselwirkung von Musik und bildender Kunst
06.10 - 30.11.2012

Kunstraum Sellemond
1100 Wien, Puchsbaumgasse 1c, Stiege 6, 4. Stock, Top 6.5
Tel: +43 676 526 9611
Email: kunstraum@sellemond.com
http://www.kunstraum-sellemond.com
Öffnungszeiten: Sa 13 - 18 h und nach telefonischer Vereinbarung


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