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Origo - am Nullpunkt des Standpunkts: Ich, Hier und Jetzt

Silberfarbene Luftballons bedecken den Fußboden der Kunsthalle Exnergasse. Sanft umschmeicheln sie die Fußgelenke beim Durchschreiten des Raums. Etwa 4000 Stück sollen es sein. „Mein Atem“ heißt die sich mit jedem Schritt verändernde Installation. Stefan Riebel hat mit ihr nicht nur einen poetischen Verweis auf das Künstlersubjekt hinter dem Kunstobjekt geschaffen, sondern auch ein schönes Sinnbild für das Ephemere. Die Arbeit bindet den Betrachter unvermittelt in ein konkretes Raum-Zeit-Erlebnis ein. Wer sich dem entziehen wollte, müsste kehrt machen. Und würde so den eindringlichsten Beitrag in der Schau „Origo (Am Nullpunkt des Standpunkts)“ verpassen. Birgit Rinagl und Franz Thalmair haben unter diesem Titel acht Positionen mit jeweils mehreren Arbeiten vereint. Dem kuratorischen Vorhaben liegt Karl Bühlers Sprachtheorie aus den 1930ern zugrunde, derzufolge sprachliche Äußerungen in Bezug auf das Subjekt, dessen räumliche und zeitliche Position untersucht werden (Ich-Jetzt-Hier-Origo). Dies wird nun auf seine Tauglichkeit im visuellen Feld erprobt. Herausgekommen ist dabei eine Ausstellung, die eigentlich alles (um nicht zu sagen zuviel) will: Über das Künstlersubjekt wird hier ebenso reflektiert wie über die Wahrnehmung des Betrachters. Der Kategorie Zeit widmet man im Sinne von Lebenszeit Aufmerksamkeit und auch im Sinne von Dauer, welcher das Produzieren, mitunter auch Vorführen einer Arbeit bedarf. Um den Stunden, die er innerhalb eines Jahres der Kunstproduktion widmet, eine plastische Form zu geben, hat Arnold Reinthaler unzählige Würfel aus einer Marmorplatte gefräst und sie hinter Bilderrahmen und Glas konserviert. Als tatsächlich den Betrachter adressierend erweist sich dagegen die Ansage von Jennifer Grimyser: „It took me 61,7 hours to come up with this“ teilt sie uns schwarz auf weiß mit. Gut funktioniert der linguistische Ansatz dort, wo die Werke sich als eine Art kommunikatives Angebot an den Betrachter erweisen (selbst wenn das in Form von benutzbaren Massagematten geschieht, die Elisabeth und Manfred Grübl zur intensiveren Selbstwahrnehmung zur Verfügung stellen). Mit der Präsentation einiger Arbeiten, die den Raum (in Anlehnung an die dritte Kategorie in Bühlers Modell) thematisieren, könnte man im Kontext der Schau allerdings so seine Schwierigkeiten haben. Michael Kargls institutionskritische Wandzeichnung etwa oder Ignacio Uriartes Arbeit, bestehend aus leeren gefalteten Din-A4-Blättern, wirken hier seltsam sprachlos.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Origo - am Nullpunkt des Standpunkts
17.01 - 02.03.2013

Kunsthalle Exnergasse x
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
http://www.kunsthalle.wuk.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


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