Manfred M. Lang,
KunstMARKT – gibt’s da noch was?
Wenn man den Sammler Eduard Pomeranz fragt, ob bei seiner Sammlungstätigkeit Emotionen im Spiel sind, dann kriegt man die einsilbige Antwort „Null“. Für Pomeranz ist der wichtigste Wert zu wachsen. Da er Hedgefonds-Manager ist, ist das natürlich einsichtig. Also sammelt er auch unter diesem Aspekt. Das entspricht seinem Wertesystem. Dass der Wert seiner Sammlung natürlich auch wachsen soll, liegt in der Natur seiner Sache. Da haben natürlich Emotionen keinen Platz. Und da „die Mechanismen, die für den Finanzmarkt gelten, auch für den Kunstmarkt gelten“, sammelt Herr Pomeranz mit Hilfe eines von ihm entwickelten Computerprogramms. Damit sein Wertesystem inklusive den Wertsteigerungen der von ihm erstandenen Kunstwerke keinen Schaden erleidet.
Seine Sammlung „ist inhaltlich breit gefächert und akkurat katalogisiert“. Wie ein Portfolio eben. „Ich frage immer: Hat der Künstler Potential, welche Galerien vertreten ihn“. Apropos Galerien – wenn diese z.B. nicht liquid genug sind, um einen Künstler entsprechend zu fördern und voranzubringen, dann werden die von diesem gekauften Kunstwerke einfach zurückgegeben.
Anlässlich seiner Sammlungspräsentation im jüdischen Museum wurde Herr Pomeranz von fast allen wichtigen Medien interviewt. Entsprechend verwundert reagierte die Galerieszene – eine Kollegin stellte z.B. die Frage, ob man auch dem Hedgefonds-Manager Pomeranz in die Pflicht nehmen und ihm z.B. die nicht im Wert gestiegene Aktien zurückgeben und gegen erfolgversprechendere umtauschen könnte.
Sicher ist der Galerist/Kunsthändler seinen Sammlern verpflichtet. Aber zumindest gleichrangig auch seinen Künstlern. Denn die sind Menschen und keine Aktien. Und Künstler und ihre Kunstwerke mit einem Computerprogramm zu bewerten, ist milde ausgedrückt fragwürdig.
Aber andererseits – 99,99% der Künstler betrifft‘s ja ohnehin nicht. Wenn deren Werke gekauft und/oder gesammelt werden, sind Emotionen des Sammlers noch immer kaufentscheidend. Und ich glaube, das ist gut so.
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