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Infogalerie mit Basisdemokratie

Die Kurse sind bereits Wochen vor Beginn ausgebucht, Tendenz steigend; an einem ganz normalen Wochentag, dem Tag nach der Vernissage der aktuellen Ausstellung, strömen rund 100 Besucher zu einem Künstlergespräch in die neuen Räume des Fotohofs in Salzburg: Mit dem Umzug nach Lehen, dem heimlichen Prominenten-Quartier der Stadt, verbucht das Kompetenz-Zentrum für künstlerische Autorenfotografie einen unerwarteten Kick und Besucherzahlen, von denen andere Kunstvereine nicht einmal mehr träumen können. Der eigentliche Grund für ein naheliegendes Jubelfest liegt schon ein Jahr zurück: 2011 hatte der 15 Mitglieder zählende Vorstandsverein sein 30jähriges Bestehen gefeiert, das runde Jubiläum damals allerdings mehr begangen denn begossen. Nach einem fulminanten Einstandsfest mit gefühlten 500 Gästen im Februar diesen Jahres und mit einer Vergrößerung des Raumangebots von 280 auf 465 geförderte Quadratmeter trägt man den Forderungen nach einer zeitgemäßen Informationsgalerie auch architektonisch Rechnung. Transparenz und Offenheit prägen den Fotohof 2012: Effektsicher gesetzte Ein-, Aus- und Durchblicke verbinden die einzelnen Raumkompartimente bis nach außen hin; nur die Außenmauern sind fix, der Rest der Wände mühelos und jederzeit verschiebbar (Architektur: transparadiso). So innovativ die Raumkonzeption, im Verein ist man sich selbst eigentlich treu geblieben: Wie seit den Anfangstagen ist der Fotohof konsequent basisdemokratisch organisiert, Entscheidungen werden nicht einfach umgesetzt, sondern in Diskussionen so lange erörtert, bis ein für alle Beteiligten einleuchtender Konsens gefunden ist. Zur Eröffnung zeigte man den ebenso unspektakulären, wie sensationellen Dirk Braeckman. Die jetzige Ausstellung präsentiert mit vier Preisträgerinnen des „Inge Morath Award“ (Olivia Arthur, Lurdes R. Basoli, Emily Schiffer und Zhe Chen) jüngere Positionen der Fotoreportage zwischen Agentur und Museum, Magazinjournalismus und künstlerischem Anspruch. Ohne in den moralinsauren Anklageton so mancher Sozial-Dokumentaristen zu verfallen, entfaltet sich das Panorama einer rundherum globalisierten Welt in konstatierenden Fotostrecken und Forschungsprojekten. Vielversprechend auch ein erst jetzt mögliches Ausstellungsformat in der Bibliothek: Die Reihe „Exemplarische Fotobücher“ versammelt gleichzeitig historische Materialien aus „Fiesta in Pamplona“ (1955) der legendären „Magnum“- Fotografin Inge Morath, mit der der Fotohof seit 1991 und der gemeinsamen Produktion von Ausstellung und Bildband „Salzburg – An Artist’s View“ besonders verbunden ist. Und: Dass der neue Fotohof am Inge-Morath-Platz gelegen ist, ist für einen Verein für ambitionierte Fotokunst in etwa so standesgemäß wie für einen Autor, in der Thomas-Bernhard-Straße zu wohnen...
Mehr Texte von Stephan Maier †

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