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Günther Förg - Werke aus der Sammlung: Räume für Förg

Und einmal mehr lernt man mit dieser Ausstellung das Prinzip der Grässlins zu schätzen, lieber vergleichsweise wenige Künstler zu sammeln, von denen dafür aus jeder Werkphase zentrale Gruppen, Installationen, wenn nicht gleich ganze Räume. Das macht sie als Leihgeber freilich höchst interessant. Sie selbst präsentieren ihre Kollektion, oder zumindest Teile davon in St. Georgen im Schwarzwald. Nicht nur an einem institutionellen Ort, sondern in der ganzen Ortschaft. Auch dies ein Prinzip der Grässlins: Sie beziehen für ihre jährlichen Ausstellungen öffentliche, halb öffentliche und private Orte für ihre „Räume für Kunst“ mit ein und so führt der Rundgang vorbei an den temporär bespielten Auslagen geschlossener Ladenlokale, durchs Heimatmuseum und die Wohnzimmer diverser Familienmitglieder, hinein in den Plenarsaal des Rathauses. Jenseits der Dauerinstallationen auf Grünflächen, im eigenen Garten, einer ehemaligen Fabrik oder der Vorhalle der städtischen Sparkasse, wo Kippenberger und Oehlens „Ford Capri“ parkt, steht jedes Jahr ein bestimmtes Thema oder ein Künstler der Sammlung imVordergrund. Kippenberger war es bereits, dann Portraits in mannigfachster Weise, letztes Jahr richtete man den Blick auf Albert Oehlen. Dieses Jahr also Günther Förg. Als einer der legendären Hetzler-Boys war er wohl eine der schillerndsten Figuren des Kunstbetriebes der 80er Jahre gewesen, dessen Werk sich – bis auf wenige Ausnahmen im skulpturalen Bereich – stets um Flachware im besten Sinne drehte. Bei Förg scheint es kein Widerspruch zu sein, dass ein strenger konzeptioneller Ansatz mit einer nachgerade lapidaren Beiläufigkeit umgesetzt wirkt. Die Materialien sind hier vielfältig wie die Techniken und so nähert man sich jeder Station des Rundganges mit einer gewissen Neugierde. Mal ist es eine Serie hastig notierter Gitterbilder, mal folgen die Tafeln einem auf zwei monochrome Farben reduzierten Formalismus, Arbeiten aus Leuchtstoffröhren finden ebenso Eingang in das Œuvre wie Architektrur- oder Portraitfotografie. Neben Holz und Leinwand finden Blei, Kupfer und Aluminium als Bildträger Verwendung. Kurz, Förg schöpft aus dem Vollen der Postmoderne, zitiert entsprechend aus dem Heroenschatz der Moderne und bleibt dabei dennoch ganz bei sich. Der White Cube des 2006 eröffneten Kunstraum Grässlin, in einem Gebäudekomplex zwischen dem Restaurant Kippys und dem Lager der Sammlung gelegen, ist diesmal alles andere als weiß. Förg wandelt hier eine 1986 im Westfälischen Kunstverein Münster präsentierte Installation bestehend aus Wandmalerei, neun großformatigen Fotografien und einen Spiegel, ab. Die kräftig farbigen Wände, allesamt aus der Palette von Le Corbusiers koloristischem Kanon bilden den Fond für eine gleichsam architektonische Intervention. Die Aufnahmen von Blicken aus modernistischen Bauten vermitteln im fensterlosen Raum eine Sicht nach Draußen, der Spiegel eine nach dem nicht vorhandenen Drüben. Die Reflexionen der Bildverglasungen lassen ganz bewusst Überlagerungen zu. Das Rot der einen Wand nimmt die Farbe der Lippen des Portrait „Michaela“ auf, der orange Hintergrund von „Inka“ findet seine Entsprechung in der Wand gegenüber, die beiden Bildnisse selbst, sind indes längst Ikonen geworden.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Günther Förg - Werke aus der Sammlung
06.05.2012 - 01.12.2013

Kunstraum Grässlin
78112 St. Georgen, Museumstrasse 2
Tel: +49 77 24 91 61 805
Email: info@sammlung-graesslin.eu
http://www.sammlung-graesslin.eu


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