Werbung
,

ART COLOGNE : Köln wieder Deutschlands Nr 1

Die Art Cologne zeigte Qualität und es gab gute Verkäufe Locker, großzügig, luftig: Weite Räume, breite Gänge, eine fast beinah (Eugen Roth) schmuddeleckenfreie Veranstaltung, so zeigte sich die 46. Art Cologne, eroberte eine unangefochtene Vorrangstellung in Deutschland zurück. Das honorierten auch 60.000 Besucher. Die Art Cologne wird wohl im internationalen Messekonzert wohl nie wieder alte Strahlkraft erreichen, aber sie hat sich auf dem fraglos höchsten nationalen Niveau gefestigt. Und das will nach dem ganzen Trubel in der jüngeren Vergangenheit etwas heißen. Chapeau, Mr Hug! Mit der in etwa gleichen Teilnehmerzahl wie im Vorjahr (200), aber ohne das etwas chaotische „Open Space“, war die Art Cologne ein durchaus positives Erlebnis. Nur mit der Kooperation mit der „Nada“ (New Art Dealers’ Alliance) aus den USA hat man sich keinen Gefallen getan. Die Erwartungen, die man schürte, wurden nicht erfüllt. Sie sollte ein Viertel der Halle einnehmen, mit 30 Galerien. Sie nahm aber nur etwa ein Zehntel ein, und von den 34 Galerien kamen je ein Dutzend aus den USA und Deutschland, der Rest aus Polen, Neuseeland, Griechenland, Großbritannien, Tschechien, Kanada und Österreich. Das Beste an der Nada war noch die Nada-Bar. OK, nicht alles war schlecht, Rod Barton aus London ist sicher eine Entdeckung (was auch durch Verkäufe untermauert wurde, etwa von Werken von Gabriele Beveridge um 4000 Euro), und Brennan Griffith, eine junge Galerie von der Lower East Side, konnte mit den kleinen polychromen Schnitzereien von Paul Cherwick punkten (um je 400 Euro), aber irgendwo fragte man sich doch: Gegen wen richtet sich das? Viele Stände waren lange Zeit nicht besetzt, die Aussteller schauten, so präsent, abweisend und grimmig drein, das Meiste konnte unter blunt cutting-edge laufen, als stumpfe Schnittkante. Entweder 2013 deutlich besser oder lieber gar nicht. Am Südeingang, durch den fast alle Besucher kommen, stand ein russischer Lastwagen mit einer Blechhütte darauf. In der Tat die Original-Galerie „White Cube Nowosibirsk“ von Lukas Pusch, ein Angebot der Galerie Hilger (Wien), das auf riesiges Interesse stieß. Lukas Pusch zum artmagazine.cc: „Ja, ich bin damit mehrere Tausend Kilometer gefahren. Aber für Deutschland musste er auf einen Transporter. Den kann man hier so nicht fahren.“ Seine transportable Galerie hat in Nowosibirsk viel im Kunstbereich bewegt. Die österreichischen Galerien machten echt etwas her. Bei Thaddäus Ropac (Salzburg, Paris) war alles versammelt was gut und teuer, von Georg Baselitz über Tony Cragg, Alex Katz und Anthony Gormley. Um etwa 300.000 Euro ging Gormleys mannshohe Eisenwürfelplastik einer stehenden Figur an einen Sammler. Bei Salis&Vertes (Salzburg, Zürich) gab es eine knallbunte Bronze von Markus Lüpertz („Merkur“, um 58.000 Euro), Mario Mauroner (Wien, Salzburg) beeindruckte mit einer großen Installation von Fabrizio Plessi und einer bemalten Bronze, „Fogo Cruzado 2“, von Baltazar Torres, Konzett (Wien) zeigte den Chaos-Installateur Albert Mayr, der im Kunst-Schlamm der 60er Jahre wühlt, um im Trüben einer vergangenen Ästhetik zu fischen. Tja, all is pretty. Und es gab sogar Überraschungen: Akira Ikeda (Berlin) hatte bis dato unbekannte, nagellose Aquarelle von Günter Uecker um je 6000 Euro, von denen viele verkauft wurden. Bei Eigen+Art (Leipzig, Berlin) gab es eine neue, eher altbarock anmutende Neo-Rauch-Skulptur („Die Jägerin“, 2011, überlebensgroß). Löhrl (Mönchengladbach) zog das Publikum mit einer dreiseitigen Installation von Stefan Balkenhol in Bann: Mann, angezogen, vor roter Wand, Schrägwand in Blattgold auf rotem Bolus, grüne Wand mit einem kleinen goldenen Quadratl und nackter Frau als Engel. Größe ist immer auch eine ästhetische Kategorie. Und bei Maior (Palma de Mallorca, Pollença) eine neue Arbeit vom Rekonstruktionsgenie Amador: Eine transparente Platte mit angedeuteter menschlicher Figur in blauem Neon („Nubes“, 2012, 133x245, um 15.000 Euro). Die Abteilung Klassische Moderne ist auch in Köln auf dem geordneten Rückzug. Wie weltweit, findet diese Kunst immer mehr ihr Publikum auf den Kunst- und Antiquitätenmessen. Die Offerte heuer war solide, ohne wirklich zu begeistern. Das Angebot der Art Cologne insgesamt war, so Kritik angebracht ist, ein wenig zu sehr Mainstream. Man wünscht sich doch mehr Experimentelles, Visionäres, Schräges, Buntes. Was man zum Beispiel auf der „Pulse“ und der „Scope“ sehen kann. Als Lichtblick fungierte hier, bei Dovin aus Budapest, die Kunst von Barna Péli, die herrlich schräge Figuren in bunter Fassung schafft, die in ihren eigenartigen Aktionen das Rätsel des modernen Lebens verkörpern. Mainstream bedeutet allerdings auch: Verkaufschancen. Und es wurde gut verkauft. David Zwirner, New York) trennte sich für 2,1 Mio. Euro von einem großen Baselitz („Der Soldat“, 1965), Ropac (Paris, Salzburg) von Warhols Picasso-Porträt für 1,1 Mio. Euro, Utermann (Dortmund) für 280.000 Euro von „Cluster of Cubes“ von George Rickey, und, einer der Hämmer der Messe: Strelow (Düsseldorf) verkaufte fünf große Bilder von Emil Schumacher, passend zum 100. Geburtstag des Künstlers zu ungenannten Preisen (sie lagen, wie etwa „Januar“ von 1991, um 290.000 Euro). Alexander Baumgarte (Samuelis Baumgarte, Bielefeld) gab mehrere Arbeiten von Botero ab, der heuer 80 wurde (sechsstellig bis 600.000 Euro). Michael Schultz (Berlin, Peking, Seoul) war mit seinen Chinesen da und verkaufte unter anderem 19 Totenkopfbilder zu je 3.300 Euro von Huang He, und Keramikarbeiten von Ma Jun. Erfolg im oberen wie im unteren Preisbereich. Gutes muss ja nicht immer teuer sein. Die Art Cologne hat einen Freundeskreis, der für die Kölner Museen einkauft. So diesmal bei Levy aus Hamburg, wo ein Ensemble von Konrad Lueg und Daniel Spoerri um 36.000 Euro in Richtung Museum für Angewandte Kunst verschwand. Es hat traditionell auf der Art Cologne einige Preisverleihungen. Aber auch hier gilt: Einen Preis bekommt der, der ihn bekommen soll, also was soll’s. Dass die Art Cologne, die Mutter aller Kunstmessen, wieder Deutschlands #1 ist, dürfte allerdings völlig außer Zweifel stehen. Das nächste Treffen: 17. Bis 21. April 2013. Man freut sich schon jetzt.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

ART COLOGNE
18 - 22.04.2012

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: