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Maja Vukoje, Alessandro Balteo Yazbeck: Rating globaler Sachlagenverhältnisse

Das Bild stellt die Sachlage im logischen Raume, das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten, vor. (Ludwig Wittgenstein, Tractatus logicus-philosophicus 2.11) In der Galerie Martin Janda sind die Räume, in denen Maja Vukoje und Alessandro Balteo Yazbeck ihre jeweiligen Positionen präsentieren, deutlich voneinander abgegrenzt. Von Vukoje gibt es ein kleines und vier große Acrylbilder, Balteo zeigt im Souterrain ein etwa 25 minütiges schwarzweißes Video, dessen vollständige Transkription als Reader vom stadtneurotischen Hektiker mitgenommen werden darf, falls Keller und Englisch und die knappe halbe Stunde für den Moment zu kompliziert sind. Bestehende Sachverhalte der Bilder von Maja Vukoje beziehen sich auf global angelegte Geschichten und Transfers; so präsentiert ein großes Hochformat (230x170cm) mit aufeinander geschlichteten Ölfässern „Drums“ und handelt von einem Verbot und dessen Überwindung: im afrokaribischen Raum wurden die herkömmlichen Musikinstrumentierungen durch die Kolonialherrschaft verboten und dann durch geschicktes Recycling nacherfunden. Der zweifelhafte Geschmack einer globalen Ausbreitung westlicher Komfortansprüche und das Wohlgefühl reiner Leere offenbaren sich auch in dem Querformat „Billboard“ (200x250cm), in dem die Fläche und das Gestänge einer Plakatwand durch den umgebenden Rand milchigen Lichts freigestellt den Blick auf die unbemalte Leinwand öffnen. Man kann aber nicht sehen, ob das Leinen global ökologisch gerecht hergestellt und gewebt worden ist. Yazbecks in Kooperation mit Media Farzin entstandene, kompilierte Videoarbeit „Chronoscope, 1951, 11pm“ zeigt Männer in Anzügen an Tischen sitzend mit ledergebundenen Büchern in Regalen dahinter, die darüber reden, wie sich die britische Regierung bezüglich ihres Ölförderungmonopols in Persien verhalten oder leider nicht verhalten hat, was die amerikanische Regierung in puncto Nation Building für versäumt hält und wie pointiert der Mittlere Osten schon vor sechzig Jahren Fernsehexpertenrunden beschäftigte: und wenn „the free countries“ das Öl nicht bekommen und in Korea nicht siegen würden, würden dann die Chinesen oder die Russen drankommen? Der unheimliche Effekt dieser Gespräche ist ihr imperialer Duktus. Eigentlich fehlt lediglich die Welt als Kuchen in der Mitte. Finanziert durch ein Luxusuhrenunternehmen wurden die klugen Herren infotainmenttüchtig im Fernsehen ausgestrahlt. Als gemeinsamer Sachverhalt der Bildwerke von Maia Vukoje und Alessandro Balteo Yazbeck entpuppt sich die kritische Hinterfragung der Bedingungen nicht nur des europäischen Wohlstands, der seit der Kuchengespräche sechzig Jahre lang munter angewachsen ist und global operiert hat zur Beschaffung der dafür notwendigen Ressourcen. Der gemeinsame Effekt dieser Hinterfragung könnten Schuld- und Wutgefühle sein. Wie viel Komfort können wir uns eigentlich geleistet haben wollen?
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Maja Vukoje, Alessandro Balteo Yazbeck
18.01 - 25.02.2012

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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