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Zeit-Zeugen - Fotografie in Österreich seit (1945): Schleierhafte Zweite Republik

Die Wiener Künstlerszene, Leopold Figl am Balkon des Belvedere, Ostbahn-Kurti bei einem Konzert, Gsellmanns Weltmaschine, der Babystrich im Stuwerviertel, ein Gaffer im Puff, die Beatles beim Filmdreh, die Aktionisten, der Maler Attersee und so weiter und so fort: Die Ausstellung im Künstlerhaus („Zeit-zeugen. Fotografie in Österreich seit (1945)“), organisiert und gestaltet von der Gesellschaft für Photographie, umfasst ein überaus breites Spektrum an politischen und gesellschaftlichen Realitäten der Zweiten Republik. Doch damit ließ man es keineswegs bewenden: So schließt man nicht nur Dokumentar-, sondern auch alle anderen verfügbaren Gattungen der Fotografie mit ein. Für den Katalog hatte man die nicht unwitzige Idee, die Fotos schlicht und einfach streng nach Entstehungsjahr zu ordnen – darunter solche von Klassikern wie Inge Morath, Ernst Haas, Erich Lessing oder Barbara Pflaum ebenso wie von bildenden KünstlerInnen (Christa Biedermann, Valie Export, Arnulf Rainer, Franz West, Erwin Wurm), ModefotografInnen (Elfie Semotan) oder Pressefotografen mit außerhalb ihres Bereichs bis dato wenig bekannten Namen (Helmut Fohringer, Hans Klaus Techt, Heinz Stephan Tesarek). Die Ausstellung dagegen, als „völlig unkonventionell konzipiert“ angekündigt, verfolgt überhaupt keine Ordnung – und das ist nicht gerade von Vorteil. Zwar erweist sich die unterschiedliche Höhe, in der die Bilder gehängt sind, als durchaus gelungen; dafür bleibt völlig schleierhaft, nach welchen Kriterien die Schau überhaupt zusammengestellt ist. Freilich, einige Entdeckungen lohnen sich, etwa Jork Weismanns schlafende Patti Smith, Lukas Becks hüpfende Sängerknaben, Alfred Seilands blasse Wäschestücke in einer Winterlandschaft; leider werden diese von einem gerüttelt Maß an Kitsch und Banalität relativiert. Ebenso fokussieren einige Kombinationen nicht unspannend strukturelle Parallelen (etwa eine Pflanze von Elfriede Mejchar neben einer Turmspringerin von Lothar Rübelt, dessen wenig rühmliche Rolle im Nationalsozialismus im Katalog ausgeblendet wird), können aber die allgemeine Beliebigkeit der Hängung nicht auffangen. Vielleicht hätten die Gestalter professionelle kuratorische Unterstützung suchen sollen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Zeit-Zeugen - Fotografie in Österreich seit (1945)
15.12.2011 - 29.01.2012

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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