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Museum der Wünsche: Der erste Wurf ein Treffer

Als Karola Kraus im Vorjahr als neue Mumok-Direktorin antrat, kündigte sie gleich mal die Schließung des Hauses für einige Monate zwecks Umbau an. Mit der ersten Ausstellung setzte sie sich somit beträchtlichem Erwartungsdruck aus: Wenn man schon zusperrt, dann muss danach schließlich etwas wirklich Tolles präsentiert werden. Kraus widmete den Auftakt für ihre Zeit in Wien nicht einem x-beliebigen Künstler, einem Allerweltsthema oder irgendeiner Privatkollektion, sondern der Sammlung des Hauses selbst – und dem, was ihrer Meinung und jener des Kuratorenteams nach fehlt. Das „Museum der Wünsche“ ist keine ganz neue Idee, wie Kraus selbst sofort zugab, sondern stützt sich auf ein Konzept von Kasper König und, zuvor noch, Pontus Hultén: Werke aus der Sammlung werden gemeinsam mit solchen präsentiert, die sich das Museum wünscht. Auf sechs Geschossen zeigt sich die Sammlung nun ziemlich durcheinandergewirbelt – strikte kunsthistorische Trennlinien wurden überschritten, unerwartete Zusammenhänge aufgespürt: Das Obergeschoss etwa punktet mit einer besonders ausgefeilten Hängung, bei der Avantgarde-Klassiker überaus intelligent von jüngeren Werken ergänzt werden: Maria Lassnig findet sich da etwa neben Francis Picabia, Lucio Fontana neben Paul Klee. Henryk Stazewskis Relief – ein Wunsch – wirkt neben jenem von Robert Delaunay und einem Mobile von Alexander Calder nahezu wie eine Synthese aus diesen beiden Arbeiten. Ein weiteres kuratorisches Highlight findet sich zwei Stockwerke tiefer, in jenem Raum, der ebenso unaufdringlich wie konsequent das Lineare ins Zentrum rückt: Da ergänzen einander die Mobiles von Karel Malich, das Gemälde von Zdenek Sykora und die kleine Papierarbeit von Raoul Hausmann so, als wären sie alte Freunde; Fred Sandbacks subtile Verspannung reagiert auf Carl Andres Bodenarbeit und Imi Knoebls Diptychon (Wunsch!). Ein weniger undurchsichtiger wurde in den unteren Geschossen gehängt, wo Stephen Prina – auch ein Wunsch – auf Christopher Williams, Tom Burr auf Henrik Olesen stößt. Warum, mag sich nicht so recht erschließen. Dennoch: Noch nie war die Sammlung des Mumok derart erfrischend und unkonventionell arrangiert. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass sich die Werke mancher Künstler und Künstlerinnen – etwa Louise Lawler oder Sol LeWitt – in völlig unterschiedlichen Kontexten finden. Karola Kraus landet mit ihrem ersten Wurf einen Volltreffer.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Museum der Wünsche
10.09.2011 - 08.01.2012

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Durcheinandergewirbelt
Hans Michael Bittner | 27.09.2011 08:52 | antworten
Nach der Lektüre ihres Berichts besuchte ich gestern mit großen Erwartungen das Mumok. Leider halte ich die Präsentation nicht für einen großen Wurf, sondern für eine vollkommen zufällige, geistlose, langweilige Kompilation von Werken, die ich fast alle schon besser präsentiert gesehen habe. Manchmal ergeben sich Zusammenhänge, dann wieder werden sie krampfhaft gesucht, meistens bleibt die Präsentation aber beliebig. Durcheinandergewirbelt wäre ja interessant, hier aber sind irgendwelche Werke irgendwie irgendwohin gehängt oder gestellt worden. Bei der nächsten solchen Präsentation sollte man Auswahl und Hängung von den Damen an der Kassa machen lassen, die machen es sicher besser. Übrigens verirrten sich ca. 3 weitere Personen ins Mumok,die Ausstellung hat also die Resonanz, die sie verdient.

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