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A Hard, Merciless Light. The Worker Photography Movement, 1926-1939: Kein Mitleid

"Ein hartes Licht, ohne Mitgefühl" sollte die Arbeiterfotografie der zwanziger Jahre kennzeichnen. Eben der Mangel an sozialromantischem, sich wohltätig, aber damit auch hierarchisch über sein Objekt stellendem "Mitgefühl" war der Ansatz der neuen Konzepte proletarischen Fotografierens. Das Abbild der nüchternen, ungeschönten Welt der Arbeiter sollte per definitionem ein dokumentarisches sein, pathetische Inszenierungen vermieden werden. Die Dualität der Thematik besteht in der Darstellung eines vom Fotografen choreographierten positiven neuen Arbeiterbildes einerseits und sozialkritischer Dokumentation des zu überwindenden Status andererseits, mir dem von Edwin Hoernle, dem Urheber der Sentenz vom Licht "ohne Mitgefühl", definierten "proletarischen Auge" als Antagonismus zum Blickwinkel des bourgeoisen Humanismus. Schnell gründeten sich Gruppen in der Tschechoslowakei, der Schweiz, Ungarn, Frankreich, Holland, England, den USA und Mexiko. Das Ende kam in der Sowjetunion mit dem Auslaufen des ersten Fünf-Jahres-Plans und in Deutschland mit Hitlers Machtergreifung, die Arbeiter-Illustrierte Zeitung AIZ ging mit John Heartfield nach Prag. Der spanische Bürgerkrieg bot ein letztes Forum für Reportagefotografie, u. a. für die Wienerin Margaret Michaelis-Sachs. Die ebenso umfangreiche wie profund recherchierte Madrider Ausstellung arbeitet das Thema in allen Facetten von Film und Foto auf, geordnet nach Ländern, wobei Deutschland den größten Teil einnimmt, etwa mit Exemplaren der AIZ u. a. mit der 1931 erschienenen Reportage über 24 Stunden im Leben der Moskauer Arbeiterfamilie Filippov und mit zahlreichen vintage prints. Österreich ist mit einer von Johannes Faber zusammengestellten kleinen Auswahl von Aufnahmen Edith Tudor Harts, der Schwester des Fotografen und Kameramanns Wolf Suschitzky, vertreten. Angesichts der kaum noch bewältigbaren Menge an Exponaten bleiben am Ende wenige Einzeleindrücke, aber das nach wie vor faszinierende Bild einer Utopie der Verbindung künstlerischer mit politischer Avantgarde.
Mehr Texte von Iris Meder †

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A Hard, Merciless Light. The Worker Photography Movement, 1926-1939
06.04 - 22.08.2011

Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía
28012 Madrid, Santa Isabel 52
Tel: (+34) 91 774 10 00, Fax: (+34) 91 774 10 56
http://www.museoreinasofia.es/
Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-21, So 10-14.30 h


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