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Ralo Mayer - Obviously a major malfunction / KAGO KAGO KAGO BE...: Verdichtete Weltraumforschung

Bisweilen ist das Wissenschaftsministerium doch auf Zack. So richtete es 2009 ein eigenes Förderprogramm für „künstlerische Forschung“ ein. Zwar wurde der Begriff der „research-based art“ schon lange Zeit vorher eingeführt – dennoch ist es erstaunlich, dass man immerhin 1,5 Millionen Euro pro Jahr dafür locker macht, sprengt diese Form der Wissensproduktion doch alle gängigen Methoden. Was genau darunter zu verstehen ist, konnte freilich bisher noch keiner so recht definieren. Die Arbeiten von Ralo Mayer bewegen sich jedoch wohl eindeutig in diesem Feld. Seine Einzelausstellung im Lentos – Teil des Preises der Linzer Triennale, den er voriges Jahr erhielt – kreist, grob gesprochen, um die Erkundung des Alls. Dabei verklammert er gekonnt Realität und Fiktion: So spricht in einem Film eine Performerin im weißen Forscherkittel über die „Biosphere 2“ – jenes Experiment, in dem eine achtköpfige Crew völlig autark in einem Glashaus lebte – sowie ein angebliches Buchprojekt darüber. Das Kitschbild eines Graffiti-Künstlers und das Gemälde des oberösterreichischen Moderne-Künstlers Klemens Brosch – beide zeigen von Menschen bevölkerten Weltraum – korrespondieren mit einem geschlossenen Bio-Kreislauf in einer Glaskugel sowie Meteoritensteinen. Beschäftigt sich der erste Raum mit dem utopischen Moment der Weltraum-Eroberung – und mit den Vorbereitungen dazu – so geht es im zweiten um dessen Scheitern mit den Abstürzen der Challenger (1986) und der Columbia (2003): Auf Displays, deren Form die Tragflächen des NASA-Space-Shuttles nachbildet, gruppieren sich Monitore mit Found-Footage-Material (Wolken, Explosionen, darunter eine geradezu spektakuläre, die der Künstler im Kindesalter mit Freunden zündete, ebenso wie) und verkohlte Teile, eine „Hitzeschilddecke“ sowie weiteres Info- und Bildermaterial zur Existenz im Weltraum. Ein wenig wirkt die Ausstellung so, als wären die Recherchen des Künstlers immer weiter ausgeufert: Hier noch die „Spiegel“-Ausgaben von 1986, da noch ein Astronautenanzug, dazwischen diese Würmer, die einen Absturz überlebt haben und das Video von dem entzückenden Jungen, der von Apokalypsen erzählt. So erscheint Mayers Installation mit ihrer Unzahl an Referenzen einerseits etwas überfrachtet. Andererseits erreicht sie eine Verdichtung, die wohl nur die Kunst zu leisten imstande ist.
Mehr Texte von Stephan Maier †

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12.08 - 23.10.2011

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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