Werbung
,

The BADA Antiques & Fine Art Fair: Kunst und Kurioses

Was, bitteschön, ist denn die BADA in London für eine Messe? Gemach – erstens gibt es sie schon seit 19 Jahren (nächstes Jahr ist demnach Jubeljahr) und sie ist eine Leistungsschau der BADA – der British Art Dealers’ Association, einer angesehenen Organisation. Und man hört ja immer wieder, das ganze Zeugs auf dem internationalen Kunstmarkt sei eh alles überteuert. Voilà, hier hat’s eine Messe, der man genau den Vorwurf nicht machen kann. Hier geht’s schon bei umgerechnet 100 Euro los. Da die Britischen Inseln auch in den kleinsten Dörfern einen Antiquitätenladen haben, dürfte es dort fast so viele Altkunstläden geben wie Kneipen. Fast. Und so um 100 herum von ihnen tummeln sich auf der BADA. Der Charakter der Messe kommt in etwa der „Art&Antiques“ im Nockherberg (München) nahe, oder der Euro-Antik in Innsbruck (1.-3.4.2011), also eine Veranstaltung für Trüffelschweinchen, Spürnasen, Schnäppchenjäger, Kuriositätensammler und so fort. Lobenswert ist der Versuch, thematische Stände zu machen, das strukturiert das nahezu überbordende Angebot. So zeigte Sim Fine Art (Chislehurst, Kent) schwerpunktmäßig die wiederentdeckten Kriegszeichnungen von Rosemary Rutherford (1912-72). Die BADA ist eine Messe, die zum Beispiel für die weltweit geschätzten englischen Aquarelle gut ist, etwa von Myles Birket Foster (1825-99), dessen „River Tyne at Ovington um 11.500 Pfund bei John Robertson (Redhill, Surrey) zu haben war oder von der in Fachkreisen hoch geschätzten Helen Allingham (1848-1928), wie das „Torcello in Venice“ um 8.500 Pfund (ebd.). Beachtlich auch die Offerte von John Spink Fine Watercolours aus London. Dort war die „Fishing Fleet in an Estuary“ von Samuel Owen (ca. 1800) um 6.650 Pfund ebenso verkauft wie ein Aquarell vom bekannten Samuel Prout. Und die BADA ist eben eine Messe für lauter kleine kuriose Gustostückerl. Davon hatte J. Collins&Son, Bisford, North Devon) einige, etwa viktorianische Spielkarten (um 550 Pfund); Miniaturen gab es Hunderte bei Claudia Hill @ Ellison Fine Art aus Beaconsfield, von durchaus guten und beliebten Meistern, etwa William Grimaldi (1751-1830), John Barry oder H. J. Burch. Bei Philipp Carrol (Gargrave, Yorkshire) sah man eines der japanischen Okimono („zum Aufstellen“), die fein geschnitzten Dekorationsfiguren für Hausaltäre, Gästezimmer etc. Hier ein blinder Bettler um 1.150 Pfund. Das sind Sammlerstücke, die „always popular“ waren. Ja und dann hatte es da noch keramische Hunde, Töpfe, Kühe, Hähne … Sehr witzig auch die Tunbridge Ware, Dekoratives aus Holzintarsien. Berliner Imitate zu niedrigeren Preisen killten einst dieses Handwerk. Ausgestellt wurden die Arbeiten beim Spezialisten für dieses Genre, Amherst Antiques aus Edenbridge. Die Preise begannen hier schon bei 90 bis 245 Pfund. „Gut gelaufen“ sei die Messe, so Geoffrey Breeze, ein Spezialist für Spazierstöcke aus Bath (wie in Deutschland Basedau, Hamburg). Hier wurden allerdings auch ganz mächtige Teile angeboten: Etwa einen Mahagoni-Spazierstock, in dem ein zweiter steckt, aus Elfenbein und Schildkröte (etwa 1810, um 12.500 Pfund). Oder ein – rein repräsentativer, nicht wirklich belastbarer, eleganter Elfenbein-Stock eines Maharadjas aus Rajasthan, etwa 1850, in Schwarz und Rot bemalt (um 1.650 Pfund). Britische Pferde- und Jagd- und Hundebilder gab es ebenso in Hülle und Fülle. So wie etwa Philip Reinagles (1745-1838) berühmten „Col. Thornton’s Pointer“ (39x53 cm) bei James Harvey British Art (London), um 15.000 Pfund. Die wohl größte Sammlung an Drucken von George Stubbs (1924-1806) besitzt Nicholas Price (London), der hier auch mit großen Originaldrucken vom Karikaturisten Thomas Rowlandson beeindruckte. Die späteren Kleinmeister bekommt man bei John Bennett Fine Paintings (London). Die BADA-Händler, die nicht auf den großen internationalen Messen ausstellen (einige so wie z. B. Willow Galleries tun es allerdings – dort beeindruckte ein unvollendetes Bild vom großartigen Viktorianer John William Waterhouse um 195.000 Pfund, die „Maidens Picking Flowers by the Stream“), sind ja deswegen nicht schlecht. Ihren Gebieten – einer hat überhaupt nur alte Barometer (Alan Walker, Newbury, Berks) – eignet nicht das hohe Preisniveau. Mit Sachen zu 100 Euro kann man aber keinen internationalen Messestand finanzieren … Das fällt schon schwer mit so schicken Sachen wie Wanduhren, von denen ein ungewöhnliches Exemplar (Fordsham, Liverpool, ca. 1830) bei Raffety&Walwyn (London) auffiel: Obwohl recht schnuckelig, besitzt es sogar ein Fusée, einen kannelierten Antriebskegel. Die Geschäfte liefen recht gut auf dieser Messe, das bestätigte Jeremy H. Green von der Canon Gallery (Huntingdon) der sogar von „excellent“ sprach. Sein Bild von Edward Bawden (1903-1989), „The Wood in the Deer Park, Darlington Hall“, um 17.500 Pfund, gehörte zu den Entdeckungen, die man gerade auf Messen wie der BADA machen kann: eine Art „Falschfarbenbild“, in beeindruckend guter Malerei. Die BADA ist kein Destination Event, man wird für sie nicht nach London fahren. Aber wenn man ohnehin vor Ort ist, sollte man sie besuchen, kurzweilig ist sie allemal.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

The BADA Antiques & Fine Art Fair
23 - 29.03.2011

BADA
SW3 4LY London, The Duke of York Square
Tel: +44 (0)20 7589 6108, Fax: +44 (0)20 7581 9083
http://www.bada-antiques-fair.co.uk/


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: