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Joanna Gleich - Neue Arbeiten auf Leinwand: Im Dialog mit der Freiheit

Abstraktion, eine Aufhebung gewisser klarer Vorstellungen – wie Kant es an einer Stelle formulierte, hat als Stilrichtung in der Kunst bereits an die hundert Jahre hinter sich. Ihre Herkunft ist die Avantgarde, die Überwindung konservativer Kunstauffassungen. Schon allein dadurch drängt sich die Frage nach der Neuheit zeitgenössischer Tendenzen förmlich auf. Neuheit suggeriert Wirksamkeit, Aktualität, Wirklichkeitsnähe. Wie neu also ist Abstraktion, eigentlich. Heute. Wo geht sie hin? Wie weit? Wie bedingt oder eben unbedingt zeigt sie sich? Ihre Formen sind seit jeher vielfältig: Konstruktivismus, Suprematismus, Konkrete Kunst, Informel, Action Painting, Drip Painting, Tachismus, Neo Geo, um nur einige zu nennen. Abstraktion in der Kunst beschränkt sich freilich nicht auf das Medium der Malerei, sie verbindet sich mittlerweile ebenso mit Skulptur, Raum, Fotografie und Film. Wollte man Joanna Gleichs Arbeiten stilistisch verorten, würde man sie vielleicht in die Nähe des abstrakten Expressionismus rücken, wenn damit etwas gesagt wäre; bedeutet Einordnen ja in gewisser Weise auch das Ende einer Auseinandersetzung, KO durch das entscheidende Schlagwort. Auf den ersten Blick ist in ihrer Kunst keine neue Tendenz der Abstraktion auszumachen. Aber ist Neuheit gleichzusetzen mit Qualität? Zum Thema Neue Abstraktion heute schreibt Sven Drühl im Kunstforum (Bd.206, S.51), dass ein Künstler „heute nicht mehr einfach Maler oder Bildhauer sein [kann], denn in der Regel erfolgt eine Vertiefung in ein bestimmtes Gebiet - etwa Abstraktion - und darin folgt man ganz bestimmten, persönlichen Vorlieben oder Fixierungen, was dann wiederum zu einer Fortführung bzw. Weiterführung innerhalb dieser ganz speziellen Szene […] führen kann. Angesichts solch enger Grenzen ist es dann auch sehr wichtig, seine künstlerische Sprache wie auch eine spezifische Haltung zu den Dingen zu entwickeln und im Zuge dessen vielleicht so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten, allerdings ist dazu ein gewisses Maß an Vorbildung notwenig.“ So plausibel diese künstlerische Strategie klingt, so wenig sagt sie über Kunst aus. Wie viele sogenannte künstlerische Sprachen und Merkmale der Wiedererkennbarkeit wurden bereits entwickelt, gut gemeint, aber leer, bar jeder Aussage, Kraft und Wirkung. Vielleicht steht gerade eine ausgeklügelte Strategie guter Kunst im Wege. Wer mit Musil Malsteller von Malern unterscheidet, wird Joanna Gleich ohne Zögern zur zweiten Kategorie zählen. Sie ist Malerin, Punkt. Sie malt aus sich heraus, ohne sich um Trendigkeit zu bemühen oder sich mit etwaigen Zeitgeistern auseinanderzusetzen. Ihre Kompositionen bestehen aus kraftvoll gesetzten Farbzügen, dynamische Pinselstriche, an denen die Spontaneität des malerischen Prozesses zum Ausdruck kommt. Sie inszenieren eine lebendige Räumlichkeit, die vereinnahmt, Explosivität und Ruhe zugleich vermittelt. Für Joanna Gleich ist es ein Dialog mit der Kunst, ein Dialog mit der Freiheit. Die Künstlerin lässt sich nicht festlegen oder in eine Richtung drängen. Das Malen selbst ist Thema ihrer Malerei. Ganz ohne diese von außen aufzuladen. Ohne Titel überzustülpen. Empfinden ausgedrückt in Farbe. Verdichteter Raum. Farbereignisse im Moment des Betrachtens. Bilder, die auftauchen, sich wieder auflösen. Es gibt nicht viel zu sagen, nur zu sehen. Was ist ein Bild, wenn es nichts festhalten will? – Vielleicht hält es gerade dadurch ein Geheimnis fest.
Mehr Texte von Elvira Gross

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Joanna Gleich - Neue Arbeiten auf Leinwand
03 - 26.04.2011

Galerie Wolfgang Exner
1010 Wien, Rauhensteingasse 12
Email: office@galerie-exner.at
http://www.galerie-exner.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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