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the art to innovate - Lukas Beltrame, Gunter Damisch, Julie Hayward, Hans Kupelwieser, Karl-Heinz Ströhle / Martin Strauss : Lustvoll losgelöst

Lustig ist es zur Zeit am Vorplatz des MuseumsQuartiers. Fünf große, aufgeblasene Skulpturen beleben die sonst so brach liegenden Flächen. Initiator ist Borealis. Die führende Firma für Kunststoffe und Basischemikalien hat unter dem Titel the art to innovate schon 2009 siebzehn KünstlerInnen mit Entwürfen für aufblasbare Skulpturen beauftragt und für einen Tag entlang der Donau am Lentos in Linz aufgestellt. Nun werden in drei Etappen diese Werke als temporäre Ausstellung im urbanen Raum Wiens intervenieren. Von 3. bis 8. Mai stellen die AirWorks von Lukas Beltrame Die laufende Banane, Gunter Damisch Flämmler, Julie Hayward Rezeptor, Hans Kupelwieser Flatulenz und Karl-Heinz Ströhle / Martin Strauss We Got the Power einen zum Teil bunten und bewegten Blickfang dar. Da die KünstlerInnen aus sehr verschiedenen Kontexten kommen, gingen sie dementsprechend unterschiedlich an die nicht alltägliche, neue Aufgabenstellung heran. Die Resultate stellen daher auch kein einheitliches stilistisches Gefüge dar, sondern exemplarisch individuellen künstlerischen Ausdruck. Die AirWorks stehen nicht ohne Tradition in Architektur, Design, Mode und Kunst. 1967 entwarf Haus-Rucker-Co eine pneumatische Wohnzelle, die an der Fassade transparente Provokation darstellte. In Wien belebte 1971 Coop Himmelblau die Kärntner Straße mit der Aktion Stadtfußball, bei welcher luftgefüllte Ballobjekte von 4 Metern Durchmesser durch die Innenstadt gerollt wurden. Gerwald Rockenschaub beschäftigt sich seit Jahren mit aufblasbaren Raumkompartimenten. Im öffentlichen Raum haben seit den 80er Jahren unter anderem auch Sonja Gangl, Tone Fink oder Pinzgau/Podgorschek mit Inflatables interveniert, verbunden mit tiefer gehendem inhaltlichem Kontext. Die AirWorks vor dem MQ sind also keine neuartige Erfindung. Vielmehr oszilliert das Projekt zwischen Kunst und Werbung. Die Funktion der Werbekampagne ist schwer zu verleugnen, schon durch die dominante Existenz der Plakate, mit welchen das städtische Umfeld gespickt ist. Der Boxhandschuh von Karl-Heinz Ströhle / Martin Strauss streift auch knapp am Werbedesign vorbei, wenn auch nicht ohne Ironie. Der auffällige Schriftzug We Got the Power ist schließlich auf einem leicht verletzlichen Objekt aufgebracht, dessen Inhalt nichts als eingeblasene Luft ist. Der Flämmler von Gunther Damisch schwebt lustig im Luftzug, frei für allerlei beliebige Interpretation. Hans Kupelwieser verweist formal auf die Molekularstruktur und das Serielle, das gewöhnlicherweise dem Material Plastik immanent ist und spielt mit seinem Titel Flatulenz burlesque Zweideutigkeit aus. Die laufende Banane von Lukas Beltrame stellt an sich ein dynamisches Moment dar, ist aber eindeutig festgezurrt – die Präsentation ist ein Widerspruch in sich. Die Sicherheitsvorkehrungen hätte man auch anders lösen können. Dass AirWorks nicht nur an die Künstler eine Herausforderung stellen, sondern auch an den Hersteller und sein Material, zeigt Julie Haywards Rezeptor. Das monumentale Universal-Kommunikationsinstrument hat die Strapazen bis zum zweiten Aufbau nicht schadlos überstanden. Das tatsächliche aktuelle Erscheinungsbild entspricht wenig der aufrechten Haltung in den Presseaufnahmen, lässt dafür größeren Spielraum für dem Material genauso gerecht werdende Assoziationen. Die nunmehr weiche nachgiebige schwarze Form erinnert an die ursprüngliche Substanz des Erdöls, die leicht schimmernde Oberfläche an Lattex – das sexy Erscheinungsbild des nicht mehr strammen Trichtergebildes war vielleicht nicht intendiert, ist aber nicht uncharmant. Ob innovative Kunst oder aufgeblasene Werbung - das Borealis-Projekt ist in jedem Fall zu begrüßen, rückt es zumal schon in seiner propagierten Präsenz die Diskussion um Kunst im öffentlichen Raum neu ins Bewusstsein und regt vielleicht zu progressiver Fortsetzung an.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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the art to innovate - Lukas Beltrame, Gunter Damisch, Julie Hayward, Hans Kupelwieser, Karl-Heinz Ströhle / Martin Strauss
03 - 08.05.2011

MQ Vorplatz
1070 Wien,
https://www.mqw.at/


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