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Isa Rosenberger - Espiral: Dreh dich, Kreisel, dreh dich

Marla Glen sagte unlängst, dass sie kleine Spielräume für Konzerte bevorzuge. Ebenso ist Isa Rosenberger vorzugsweise in Galerien, Kunstvereinen, überschaubaren Institutionen zu finden, wo sie wie im aktuellen Fall den Grazer Kunstverein mit einem umfassenden und konsequent recherchierten Projekt bespielt. In mehreren Ebenen umkreist Rosenberger die Kapitalismuskritik am Beispiel österreichischer Banken, die in Ost- und Südosteuropa flächendeckend expandiert haben und satte Gewinne einfahren, bzw. eingefahren haben. Das Inhaltliche verschränkt die Künstlerin virtuos mit der räumlichen Anordnung sowie der rahmengebenden Tanzchoreografie aus Kurt Jooss’ Tanztheaterstück „Der grüne Tisch“ des Jahres 1932, die von der Tänzerin Amanda Piña vor der österreichischen Nationalbank getanzt wird. Symptomatisch ist es der Tod, der hier tanzt. Der zentralen Projektion ist ein realer, wie eine Requisite verkürzter grüner Tisch vorgestellt, was den visuellen Konnex zur Vorlage herstellt. Jooss hat ja sein Stück in Anklang an die Weltwirtschaftskrise 1929 verfasst, in dem er Männer mit Zylinder und Frack, also eindeutig Männer der Macht an einem grünen Tisch, in Anlehnung an einen Spieltisch im Kasino, zusammentreten lässt und der Tod tanzt den Totentanz, den die Machtlosen, die Arbeiter, die uninformierten Anleger und Sparer auf Kosten der Mächtigen, Informierten zahlen. Rosenberger stellt der Ausstellung eine Fotografie voran, die den historischen Bezug zur Vorlage herstellt. Der Hauptprojektion sind zwei weitere Projektionen zur Seite gestellt, die räumlich das Symbol der Spirale aufnehmen, das inhaltlich durch die finanzielle Spirale gegeben ist, welche die österreichischen Banken in den neuen EU-Ländern in Bewegung gesetzt haben, indem sie dort Geld als Gewinne abziehen, die sie dann mitunter selber an in anderen Ländern beheimatete Mutterkonzerne weiterleiten müssen. Ein wenig außerhalb und deswegen auch so angeordnet steht eine Arbeit auf Papier über einen Brunnen in Bratislava mit kreisrunder Tanzfläche im Zentrum und spiralförmig ausschwingenden Flügeln von denen das Wasser wie ein Vorhang nach unten fällt. Der Zusammenhang zum restlichen Projekt erschließt sich hier nicht sofort, doch die Künstlerin verschränkt hier wiederum Inhalt mit Raumordnung, was die gesamte Ausstellung so komplex, beeindruckend und hervorragend macht.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Isa Rosenberger - Espiral
06.04 - 11.06.2011

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
https://www.grazerkunstverein.org/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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