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Manuel Knapp - 0,0,0: Destabilisierte Räume

Die Parameter führen zurück in die Topographie der Moderne. Auch in den Bereich der abstrakten geometrischen Malerei. Es sind radikale Entwürfe. Sie erinnern an die Konzepte des Formalismus. Doch Manuel Knapp leitet sein Publikum auf ein Terrain, wo viele der einstmals so selbstverständlichen Elemente destabilisiert erscheinen und diffundieren. Seine Werke sind im Verbund mehrerer Genres und Ausdrucksformen angesiedelt. Nicht eindeutig fixierbar. Oft spielen veränderliche und mit mathematischer Genauigkeit gesetzte Licht-Schatten Situationen eine Rolle; und damit Temporalität. Es werden Linien, Konturen aufgebaut, angedeutet und: wieder weggeschaltet. Das ist das Faszinierende an der Grammatik des vergleichsweise jungen Künstlers und Musikers. Knapp changiert zwischen unterschiedlichen Medien und Diskursen. Seine Sprache der Permutation nur weniger Konstituenten wirkt enorm sicher. Seine Werke sind klare Statements. Aus dieser Position gelingt es ihm, selbst die Wahrnehmungskonventionen eines geübten, erfahrenen Publikums zu destabilisieren, zu unterlaufen. Knapp involviert das Publikum in anspruchsvolle räumliche Operationen. Sie behalten zumeist den Charakter fragmentarischer Andeutungen und animieren dazu, den Konstruktionsprozess mitzuverfolgen. Zahlreiche Installationen haben Ereignis-Charakter, weil zu den Koordinaten des Raumes die Dimension der Zeit hinzukommt. So funktioniert auch die Computeranimation „INT/EXT 03“, deren zentrales Element – eine entstehende und wieder verschwindende weiße Lichtlinie – im hinteren Bereich der Galerie mit einem Beamer projiziert wird. „INT/EXT 03“ ist prototypisch. Selbst wenn die Dispositive Manuel Knapps mit in Beziehung gesetzten Latten und Panelen an das Referenzfeld der Moderne rückgebunden bleiben, so handelt es sich dennoch um Manifestationen des postmedialen Zeitalters. Knapps Gesamtwerk muss in der Beziehung der Sprachen und Medien zueinander gelesen werden. Videoanimationen wie Soundarbeiten zählen dazu. Es sind dynamische Architekturen im weitesten Sinn, die wieder dekonstruiert werden. Um solche Prozesse auszuführen ist rigide Genauigkeit notwendig. Knapps Malerei führt uns dies vor. Nur aus der Ferne handelt es sich um monochrome schwarze Flächen. Doch es sind akribisch genau Bearbeitungen der Oberflächen, deren innerer Verlauf sich durch minimale Differenzen in der Stärke und dichte des Farbauftrags konstituiert. Ja, hier ist sogar noch Handwerk im Spiel. Und auch hier gilt: Erst im Dialog mit dem Blick der BetrachterInnen entsteht das jeweilige Muster der Wahrnehmung. Dieses entsteht eben je nach Blickwinkel als temporäre Konstruktion. Man sollte die Arbeit Knapps kontinuierlich weitererfolgen, weil er die alte und virulente Frage der Überwindung des cartesianischen Systems grundsätzlich und fast spielerisch bearbeitet, woraus eine klare und fesselnde Ausstellung entstand.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Manuel Knapp - 0,0,0
25.03 - 30.04.2011

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen


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