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ArtParis: Ein Schwergewicht aus Frankreich

Die Art Paris unterstreicht ihren Innovationsanspruch Alles gemäß Konzept: Die Art Paris, im vergangenen Jahr neu definiert und weiterhin geleitet von Lorenzo A. Rudolf, dem Messemacher Nr. 1, zeigte sich auch heuer als eine Veranstaltung eigener Art und eigenen Charakters. Hier kooperieren viele der 125 Aussteller mit Architekten, Künstlern, Literaten (und so fort), um der Messe und Kunstmessen allgemein ein neues Gesicht zu geben. 52 Teilnehmer sind neu, 26 Gäste wurden eingeladen, etwas auf die Beine zu stellen, und es gibt 47 Solo shows. Wobei das mit dem "solo" etwas relativ ist - sagen wir es gibt deutliche Schwerpunkte. Dazu Lorenzo Rudolf zum artmagazine.cc: "Eine Messe braucht eine eigene Identität, zumal in Paris, wo es ja die FIAC gibt. Man kann keinen Salon des refusés aufmachen. Uns geht es hier um das, was auch die zeitgenössische Kunst antreibt: Grenzen sprengen, Barrieren überwinden. Dazu dienen auch die Projekte der Aussteller mit anderen. Wir haben auch, mit der Sektion ‚poids lourds’, die Möglichkeit, sehr große und schwere Werke zu zeigen, die man auf den meisten Messen gar nicht unterbekommen kann. So hat die Art Paris ein eigenes Gesicht, und das ist beim Publikum auch angekommen." Hier hatte etwa die Galerie Repetto (Aqui Terme) den fast sechs Meter im Durchmesser großen "Winter Solstice Circle" aus weissem und grünem Stein ausgelegt, den Richard Long 2003 konzipiert hat. Ein Superstar der Messe ist Philippe Pascua, der bei Mayoral (Barcelona), Orel Art (Paris, mit Solo show), bei Laurent Strouk (Paris) und auch bei RX (Paris und Ivry-sur-Seine) verteten war und visuell daher ziemlich dominierte. Seine gewischten Figurationen und seine allumfassend konzipierte Serie von Totenschädeln mit Dekor fielen in der Tat sehr auf. Bei Toxic (Luxembourg) und bei Jean-Pierre Ritsch-Fisch (Strasbourg) gab es die von einer charakteristischen melancholischen Poesie gekennzeichneten Werke von Francis Marshall, zumeist um 3000 Euro. Ritsch-Fisch ließ ansonsten Thomas Palme "solo" auftreten, dessen große Zeichnungen sich mit Frauenakten mit Tierköpfen befassen, die fast immer ein langstieliges Kreuz in der Vulva tragen. Ähnliche Vorstellungen verarbeitet auch Proune Nourry mit den "Holy Daughters" (Polka, Paris). Es leben also alte, sehr alte Bildvorstellungen fröhlich weiter. Die Jahrhunderte sind wohl so etwas wie ein Datenstrom von Hirn zu Hirn, der immer einmal wieder ins Freie tritt und die Kunst überflutet, fruchtbar wie der Nil. Kommerziell war die Messe offenbar so, wie zur Zeit alle: Manche machen Minus, viele freuen sich über Verkäufe, Manche, freilich, schweben hoch in den Höhen. Der einzige Österreicher, Ernst Hilger aus Wien, mit, unter anderem, Erró, Sarah Rahbar und Mel Ramos, war von der Messe angetan, Michael Schultz (Berlin, Beijing, Seoul) war zufrieden - er verkaufte ein großes Bild von Thomas Kirschner um 9000 Euro und eines aus SEOs Serie "color fever" um 44.000 Euro und erregte riesiges Interesse mit Großformaten von Römer&Römer sowie von Maik Wolf (um 20.000) Euro. Sehr zufrieden war man bei acte 2 zusammen mit maison particulière centre d'art Angelo Musco (Paris). Hier verkauften sich die großen Abzüge der s/w-Fotos von Albert Watson, etwa mit Laetitia Casta als Motiv, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, um 12.000 Euro. Wer unbedingt wissen wollte, wie ein verknoteter Legostein aussieht, der ging zu Galerie 208 Chicheportiche (Paris). Dort gab es sie, aus dem Atelier von Matteo Negri, der so wohl Kindheitserlebnisse verarbeitet. Albert Baumgarten (Freiburg) hatte ein witziges Projekt aufgelegt: Radjar Coll-Part hat einen ganzen französischen Salon gebaut, mit Empire-Möbeln und allem drum und dran, nur, dass das alles trashig zusammengeschustertes Zeug ist und seine Ablehnung bürgerlicher Wohnkultur darstellt, unter dem zurückhaltenden Namen "Salon Fuck Design". Art affairs (Amsterdam) beeindruckten mit einer Retrospektive des koreanischen Großmeisters Kim Chang Yeul, von dem es sogar, als echte Überraschung, eine Skulptur gab. Mehre Werke in krassen Neonfarben setzten eigenwillige Akzente, etwa Arne Quinze bei Guy Pieters, dessen knallneonrotes Haus auf Stelzen wohl die Unmöglichkeit zeigt, bestimmte Träume zu verwirklichen, oder "My House" ist das Haus seiner unmöglichen Träume. Um Gefährdungen der Existenz geht es dem Künstler "Marck". Von seinen Videokästen mit Bräuten in Breduoille verkaufte Braunbehrens (München) eins zwei drei ganz viele. Die Art Paris macht Spass, man ist auf ihre Entwicklung gespannt.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

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ArtParis
30.03 - 04.04.2011

Art Paris - Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
http://www.artparis.fr/


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