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Peter Infeld 1943 - 2009

Gestern Nacht ist mein Freund Peter Infeld, Musiksaitenproduzent, Kunstsammler, Opernsänger, Sammler von Schallplatten, Asiatika, CDs, Kunstkatalogen, Philanthrop, Mäzen gestorben. Der Sohn einer starken Mutter, mit einem großen (auch missbrauchten) Vertrauen in die Menschen, einer unbändigen Sammellust und einer Lust mit Menschen zusammenzusitzen, Geschichten zu hören und zu erzählen. Alle diese Bezeichnungen können nur unklar die Person, den Menschen definieren der seit 1968 mein Freund war, ohne den heute keine Galerie Hilger und Vieles was für uns in Wien selbstverständlich ist in der Kunst und in der Kleinkunst nicht existieren würde. In unserer Studentenedition „edition etudiante“ mit Peter Grebner und Pipsi Fischer fanden viele der heute großen Kunstfreunde ihre ersten Sammlerstücke. In den ersten Jahren, der Zeit des Lokals Atlantis, der Schmetterlinge, eines Charlie Ratzer mit seiner „Novaks Kapelle“ und vielen anderen verfolgte er noch das Ziel einer Opernsängerkarriere – die Pariser Oper hatte ihn nach gelungener Aufnahmeprüfung eingeladen – eine gewisse Lampenscheue und das Machtwort der geliebten aber auch bestimmenden Mutter machten die Entscheidung den Familienbetrieb –Thomastik-Infeld Musiksaiten – weiterzuführen fest; zuerst mit seiner Mutter gemeinsam und dann nach dem für Peter traumatischen Tod der Mutter allein. Seine große Liebe Zdenka, eine kroatische Kunsthändlerin die er in seinem Haus in Krk Jahre nach ihrer ersten Begegnung wiederfand, wurde ihm in den letzten Jahren zu einer großen Stütze im Geschäft – das weltberühmt von Musikern aller Kontinente geschätzte Musiksaiten höchster Qualität erzeugte – und auch in seiner in seiner Sammelleidenschaft, die sie teilt. Ihre Familie, die ihn wie seine eigene aufnahm, ließ ihn auch den Kontakt zu seinem Sohn wieder finden. Als ich ihn zuletzt Anfang dieses Jahres in seinem Büro besuchte, zeigte er mir seinen gerade angefangenen Dashiel Hammett Roman und sagte mir, dass er jetzt glücklich sei und bald auf Kur gehe. Er hinterlässt nicht nur eine Kunstsammlung mit über 12.000 werken eine CD-Sammlung mit an die 100.000 CDs, er hinterlässt für die Menschen die ihn liebten eine schmerzliche Lücke. Wenn wir auch lachten wenn er oft in lauer Sonnennacht O Sole Mio schmetterte, waren wir stolz auf unseren Freund den Sänger den manchmal wunderlichen Redenschwinger, ja sogar Gedichteschreiber, den Vertreter einer Generation die langsam aus dem Rampenlicht geht. Der die Kunst um die Freude liebte die sie ihm schenkte, Musik als Lebenselexier empfand und manchmal aus zwei Ungeraden eine Gerade machte – als ich einmal herausfand dass eine Arbeit die er von einem alten Freund gekauft hatte, nicht echt war sagte er, „mir gefällt sie und jetzt wo sie in meiner Sammlung ist, ist sie echt.“ Bei den vielen Meisterwerken sind auch manchmal Bilder mit Geschichte und manchmal nur mit meiner Geschichte. Es war stolz wenn seine Freunde erfolgreich waren, er kannte keinen Neid, er war mein Freund, er fehlt mir. Wenn du etwas für andere tust, dann tust du doppelt soviel für dich selbst (Zitat Peter Infeld)
Mehr Texte von Ernst Hilger

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Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
at the end of a rainbow
M.Stadlmann | 18.04.2009 09:52 | antworten
ein großer Verlust für die Kunstlandschaft - und ein menschlicher für seine Freunde! Habe ein bewegendes, wie es scheint "letztes" Interview gefunden, dass Peter Infeld vor einigen Wochen mit dem Maler und Schriftsteller Andreas Roseneder ("René Desor") geführt hat: http://renedesor.wordpress.com/2009/04/17/for-peter/ (mit weiterführendem link zu dem Artikel "at the end of a rainbow".)
Peter Infeld - ein Verlust
Emilia Béguin | 18.04.2009 10:04 | antworten
Peter Infeld ist auch ein Verlust für jene, die ihn nicht persönlich näher kennenlernen konnten. Obwohl der Name in Wien immer schon wie eine Saite über der Stadt zu schwingen scheint, habe ich das Erlebnis einer Ausstellung aus seinen Sammlerschätzen erst am 11.September 2008 gehabt. Es war eine außergewöhnliche Thangka-Ausstellung, reich und festlich umrahmt mit sibirisch-mongolischem Gesang, einigen Ansprachen und einem besonderen Zauber, der von einer liebenswürdigen, ganz bescheidenen, einfach gekleideten Mannsperson auszugehen schien - aha - das also ist Peter Infeld ! Für mich war die Ausstellung an sich schon eine Sensation - herrliche Exponate, eine wunderbare alte Darstellung der Bardos tibetischer Vorstellung. Ich war so berührt allein schon von der Großzügigkeit der Aussellung im Amtshaus Margareten, ich bin fast täglich hingegangen - und war doch überrascht, wie wenige Leute dieses Angebot anzunehmen schienen - es war kostenloser Eintritt. Ich hae noch nie bei einer Ausstellungseröffnung so ein edles, feines und reichliches Buffet gesehen. Mehrmals musste ich es beim Erzählen erwähnen, dass hier jemand, der wirklich hungrig gekommen wäre, satt hätte werden können. Auch das Auge trank sich satt, es war wunderbar. Irgendwie hätte ich gerne eine Verbindung zu Peter Infeld geschaffen - male ich doch auch seit vielen Jahren spezielle Meditationsbilder, die angeblich "heilend" wirken können. Und vielleicht hätte ich auch noch meinen Mitgesang anbieten können bei einer Musikgestaltung... Geduld. Vielleicht, bei der nächsten Ausstellungseröffnung - wenn´s passt - aber die wird nun nicht mehr mit Peter Infeld sein. Es ist mir nicht entgangen, dass viele Menschen am inneren und äußeren Reichtum dieses Mannes teilhaben durften - wunderbar, eine solche Güte zu spüren. Es bleibt mir nur zu sagen, dass man die Größe eines Menschen, eines Wesens manchmal eben nur von sehr weit weg erfassen kann. In Dankbarkeit insbesondere für die Bewahrung der tibetischen Kunstwerke widme ich Peter Infeld den Gedanken, dass er befreit von allen Anhaftungen und Abneigungen in einem reinen Bereich der Liebe wiedergeboren werden möge.

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