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Edgar Honetschläger - Edopolis: Content und Verpackung

Dass 850 Fernsehstationen einen Beitrag über einen österreichischen Künstler zeigen, geschieht äußerst selten. Als Edgar Honetschläger jedoch für die Expo in Japan 2005 eine Kampagne für ein völlig überflüssiges Produkt – nämlich Kleidung für Hühner – lancierte, stürzen sich die Medien geradezu darauf. Im dazugehörigen Film „Erni“ spaziert eine Henne durch ein klischeebeladenes Wien, begleitet von zwei Japanerinnen mit Kind; schließlich landet das merkwürdige Quartett bei den Sängerknaben, die prompt ein Ständchen singen. Wie die Ausstellung Honetschlägers in der Kunsthalle Krems zeigt, ist „Chickensuit“ im Verhältnis zu seinen anderen Arbeiten die wohl am einfachsten konzipierte: Die Ironisierung der Wien-Klischees funktioniert nicht so wirklich, das angezogene Hendl kommt halblustig daher – doch gerade aus diesem Grund tritt Honetschlägers Demonstration der Mittel von Werbung und Marketing umso mehr hervor. Dass der Künstler auch komplexere Geschichten erzählen kann, beweisen andere filmische Arbeiten, etwa die fetischhafte Liebesgeschichte „Beijing Holiday“: Darin agiert er selbst mit einer Puppe, die Soong Mei-Ling, Chinas First Lady vor Mao, darstellt. Oder aber „The Scent of Snow“, wo drei Frauen Videoaufnahmen mit einem jungen Mädchen nachstellen; Hintergrund der Geschichte bildet der Roman vom Prinzen Genji, der eine Zehnjährige zur idealen Frau formen will. Die Art, in der Honetschläger selbst aus dem Off den Akteurinnen immer wieder Fragen und Kommentare zuwirft, entspricht diesen pygmalionesken Machtfantasien ebenso wie der explizit gefilmte Geschlechtsverkehr – der in der Version für Krems jedoch herausgeschnitten wurde, offenbar eine Konzession an das Jugendschutzgesetz. Dass Honetschlägers Thema stets das Switchen zwischen den Kulturen war, zeigt sich nicht nur in den Filmen, sondern auch darin, dass er die Relation zwischen (östlicher) Zwei- und (westlicher) Dreidimensionalität neu zu fassen sucht: Manchmal ersetzen Zeichnungen Filmrequisiten; und in einer bunten Serie erzählt er mit Fettstift, Aquarell und Grafit die Geschichte eines Wasserkobolds, der von der Provinz in die Stadt kommt. Diese pseudo-naiven Arbeiten sind tatsächlich witzig – im Gegensatz zu den Hühner-Anzügen. Die aber ohnehin bloss Content für einen Marketinggag waren.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Edgar Honetschläger - Edopolis
29.03 - 14.06.2009

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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