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Martin Eder - Der dunkle Grund: Am Rande des Abgrunds

Unschuldig lockende Lolitas und laszive, weibliche Akte oft in entlehnten pornografischen Posen im Wechsel und in Kombination mit riesigen, plüschigen Angorakatzen und Hunden mit traurigen Augen und Schlappohren sind die Sujets von Martin Eders Gemälden. Einerseits wirken seine oft mit Accessoires wie Luftballons und Kuscheltieren ausstaffierten Figuren lieblich und haben Eder den Titel ‚Meister des Kitsches’ eingebracht. Den trashigen Effekt verstärkt Martin Eder, indem er Farbsprenkel, wie man sie von Airbrushbildern kennt, auf den Gemälden verteilt. Andererseits enthalten seine Bilder auch eine unbestimmte Bedrohung. Die Katzen wirken monströs, lauernd und alles andere als kuschelig. Die Fleischlichkeit seiner Akte ist bisweilen weniger sinnlich und einladend als fahl und kalt. Riesige Käfer mit glänzenden Panzern hinterlassen ein kafkaeskes Gefühl. Die Farbe scheint an einigen Stellen zu zerfliessen und auslaufen zu wollen und oft braut sich im Hintergrund ein stürmischer Himmel mit grauen Wolken zusammen. Es sind Abgründe, Verfall und Tod, die in Martin Eders wohl komponierten, surrealen Szenerien lauern. Martin Eder studierte von 1996 bis 2001 an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden und nun zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Lipsiusbau eine Auswahl seiner Werke aus der Zeit von 2003 bis 2008. Die Ausstellung „Martin Eder – Der dunkle Grund“ konzentriert sich ausschließlich auf die Gemälde des vielseitig arbeitenden Künstlers. Viele Großformate sind darunter. Die Bilder stehen hier ganz für sich und sind nicht, im Gegensatz zu seinen früheren Ausstellungen, in eine Ausstellungsinstallation eingebunden. Im Hintergrund wirkt lediglich eine dezente Soundschleife, die die bedrohliche Stimmung der Arbeiten unterstützt. Eine starke und unauflösliche Spannung geht von den Gemälden Martin Eders aus. In einigen Bildern entdeckt man erst auf den zweiten Blick, was es ist, das dieses Gefühl des Unbehagens hervorruft. In einem Doppelbildnis zweier Mädchen mit Kuscheltierlöwe taucht eine unbestimmte, fünfte Hand auf, die nicht zu den beiden gehören kann (Ein Jahr ohne Licht, 2005). An anderer Stelle sitzt ein Mädchen auf einem alten, gepolsterten Stuhl einer muschelartigen, an Dalí erinnernde Kreatur gegenüber (Die Stimme aus Metall, 2003). Aber die Situation kippt erst dann um, wenn man des leeren Bilderrahmens an der Wand und vor allem des roten Bandes, dass sich um die Knöchel des nackten Mädchens windet, gewahr wird. Eder geht es um ein Spiel von Täter und Opfer. Und trotz der bisweilen frivolen bis pornografischen Aktdarstellungen sind die Frauen in Eders Gemälden eigenständig und stellen gerade keine Opferrollen dar. Und auch der Künstler ist nicht das Opfer, wenngleich Eder sich manchmal als solches stilisieren möchte, sei es in seinen Künstlerstatements oder in seinen Bildern, wenn beispielsweise sein abgehackter Kopf von einer nackten Frau zwei feuerroten korpulierenden Riesenkäfern präsentiert wird (Am Abend, 2007). Aber dass eigentliche Opfer von Martin Eders Kunst ist der Betrachter. Eder konstruiert die Effekte seiner Bilder auf den Betrachter sehr genau. Er verführt ihn zu unfreiwilligen Gedanken und macht ihn zum Voyeur, um ihn gleichzeitig in „Mikro-Höllen“ hinabblicken zu lassen.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Martin Eder - Der dunkle Grund
01.02 - 26.04.2009

Staatliche Kunstsammlungen Dresden
01067 Dresden, Taschenberg 2
Tel: +49 - (0)351 - 49 14 2000, Fax: +49 - (0)351 - 49 14 2001
Email: info@skd-dresden.de
http://www.skd.museum/
Öffnungszeiten: Mo - Fr 08.00 - 18.00, Sa, So 10.00 - 18.00


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