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Im Spiegel der Zeiten

Im neunten Himmel oder das andere Europa Interaktive Rauminszenierung von Sylvia Eckermann und Gerald Nestler, Komposition: Peter Szely im Museum Stein in Krems In der Arbeit von Eckermann und Nestler wird am Beispiel des Jesuiten Andreas Koffler aus Krems/Stein ein Zeichen für respektvollen Umgang mit Fremdheit gesetzt. Koffler lebte als Missionar am Hof des letzten Ming-Kaisers. Er wurde nach der Vorhersage einer Sonnenfinsternis mit der Erstellung des chinesischen Kalenders beauftragt. In aufeinanderfolgenden Sequenzen vergegenwärtigen die beiden Kunstschaffenden Aspekte europäischer wie chinesischer Kultur des 17. Jahrhunderts. Die Abläufe sind in der Arbeit vorgegeben, doch die Wege wollen erst gefunden sein. Die Welten werden gegenübergestellt. Hier zeigt sich Krems in alten Stadtansichten und üppigen Landschaften, da China in abstrahierten Formen in Innen- wie Außenräumen. Im europäischen Kontext wird die Zeit des Barock lebendig und seine Ideale werden thematisiert. So wird die Anordnung der Figuren im Deckenfresko auf das in der Tiefe der Kuppel liegende imaginäre Zentrum zu mit Hilfe eines 3D-Echtzeitsystemes zu einer Fahrt transformiert, die tatsächlich im Sternenhimmel endet. Hier spiegeln Shakespeare, Bacon, Pascal, Kepler, Spinoza und Newton Erkenntnisse und Widersprüche ihrer Zeit. Religion und Naturwissenschaft treffen aufeinander und die Frage nach der (Un-)Endlichkeit des Seins scheint in der Vergangenheit wie in der Gegenwart aktuell. Diese schiebt sich auch mitten ins Geschehen, denn plötzlich finden sich die Nutzenden vor einem zeitgenössischen Raumkonstrukt, das mit dem Setting ident ist, in dem das Projekt soeben erlebt wird. Die Besuchenden werden darin über multiple Spiegelungen ihrer eigenen Körper in die gleichermaßen gespiegelten Projektionsflächen integriert. Das prächtige Bildmaterial – selbst in seiner schlichten asiatischen Ausformung - wird durch den Klangraum von Peter Szely getragen und die Programmierung von Doron Goldfarb zusammengehalten. Zahlreiche Naturklänge verstärken den Eindruck tatsächlich am Rande des Geschehens dabei zu sein. So bestimmt ein Flammenmeer mit bedrohlichem Knistern kurzfristig das Setting. Sylvia Eckermann und Gerald Nestler haben sich auf eine Vermittlungsarbeit eingelassen und dennoch ein Stück Medienkunst geschaffen. Die ebenso aufwändige wie zurückgenommene Form der permanenten Installation ist beeindruckend modern.
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

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