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Idealismusstudio: Ideen der Formgebung

Seit der Neubesetzung der künstlerischen Leitung unter Soeren Grammel setzt sich der Grazer Kunstverein konstant mit jener Modernismusdebatte auseinander, die die Utopien der räumlichen Positioniertheit von Objekten und Kunstgegenständen sichtbar werden lässt. Ideen und Potenziale von Wirklichkeit werden in der Kunst als notwendige Szenarien verhandelt, die im Studio erprobt, im Ausstellungskontext jedoch schließlich als Kunst und mögliche Annäherung an die Wirklichkeit präsentiert werden. Im „Idealismusstudio“ zeigt Grammel eine gelungene Inszenatorik an Werken, die historische Formgebungen aufgreifen und in eine aktuelle Diskurs- und Formensprache überführen. Christoph Bruckner etwa rekonstruiert eine Wandtafel von Joseph Beuys, die den Kapital Raum des Künstlers nachstellt und dadurch soziale und ökonomische Zusammenhänge offenbart. Die Rekonstruktion eines Teppichs nach einem Aquarell von Paul Klee wirft Fragen nach dem Stellenwert von angewandter Kunst auf, wie sie am Bauhaus diskutiert und in ähnlicher Weise auch in jenem nachgewebten Teppichmotiv eines Entwurfs von Anni Albers im Jahr zuvor gezeigt wurde. David Jourdan hinterfragt in seinem Siebdruck „Toots Sissy“ die Bedeutung von Graffiti, in dem er den Schriftzug eines Buches über Graffiti aus dem Jahr 1974 verwendete und bildlich neu positionierte. Die Übertragung von Text und Bild in neue Bedeutungszusammenhänge verbindet seine Arbeit mit den übrigen, im Raum positionierten Werken, unter denen auch das raumdefinierende Aluminiumdisplay von Martin Beck zu sehen ist, das auf einem Ausstellungssystem des amerikanischen Designers George Nelson aus dem Jahr 1948 beruht und erneut die Frage nach der Gültigkeit jener seit dem vorigen Jahrhundert definierten modernistischen Ästhetik aufwirft. Die Verwendung unterschiedlicher Medien, darunter auch die Malereien von Silke Otto-Knapp, veranschaulicht, wie jene Grundthemen einer Formalismusdebatte in unterschiedlichen Materialitätszuständen und Formaten eine Verquickung von Raum und Display generieren.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Idealismusstudio
05.10 - 20.12.2008

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
http://www.grazerkunstverein.org
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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