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Manifesta 7: Principle Hope: Translokale Spurensuche
Der in Rovereto in Szene gesetzte Teil der Manifesta vermittelt, welches Engagement in dem Unternehmen steckt. Bereits die umfangreiche Ausstellung auf dem Gelände der ehemaligen Manifattura Tabacci in Verbindung mit den zahlreichen Satellitenausstellungen im Ort könnte eine ganze Manifesta abgeben. Wie Kurator Adam Budak berichtet, waren enorme Bemühungen zur Adaption der ehemaligen Industriegebäude notwendig, sodass bis unmittelbar vor Eröffnung an der Umsetzung der Vision Gegenwartskultur gearbeitet wurde.
Die Realität hatte das Generalthema „Principle Hope“ auf den Boden der Praxis geholt. Für die Auswahl der rund 70 Projekte avisierte Adam Budak Leitgedanken von Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ sowie den Begriff des kritischen Regionalismus des Architekturhistorikers Kenneth Frampton. Die Fragestellungen richten sich auf die Möglichkeit der Erschließung von Raumpotentialen und die Erzeugung von Öffentlichkeiten. Auch ohne diese Lesehilfe erschließen sich die Kunstprojekte, Werke und Ausstellungssituationen entlang der begrifflichen Tangente von Architektur, Topographie und Raumökologie sowie der Grammatik urbaner Makrostrukturen.
Paradigmatisch dafür steht ein Film von Miklós Erhardt und Little Warsaw, der sich auf die Besetzung der ehemaligen Kakaofabrik Roveretos, Peterlini, durch eine Gruppe Anarchisten im Jahr 2002 bezieht und die Handlung nach dem Prinzip Brecht´scher Verfremdung in die Heimatstadt der Künstler, nach Budapest verlegt. Aufführungsort ist das Gebäude Ex-Petterlini selbst, das als temporäre Kunsthalle adaptiert wurde. Dort kippt der schweizer Künstler Phillip Rahm das Generalthema in eine völlig andere Richtung. Durch komplexe technische Einbauten schafft er künstliche klimatische Bedingungen in einer von außen einsehbaren Ausstellungszelle und verweist durch Projektionen in eine Nachbarzelle auf die Interferenz zwischen Architektur, Raumnutzung und Temperatur. Wie breit aufgefächert die Auswahl solcher Strategien der Auseinandersetzung mit Raum- und Blickbeziehungen sein kann, verdeutlicht auch die Arbeit von Johannes Vogel, der durch Bohrlöcher die Sicht hinter die Kulissen des Kunstraums ermöglicht, im öffentlichen Raum draußen aber seine lyrische Installation „Five Moons“ realisiert hat.
Eines der Teilprojekte stammt vom Büro für kognitiven Urbanismus – bestehend aus Andreas Spiegel und Christan Teckert – im Bahnhof von Rovereto. Eine Ausstellung mit wiederum sieben TeilnehmehrInnen nähert sich architektonischen und räumlichen Markierungen zwischen privat und öffentlich. So erzeugt die weit verzweigte Geografie der Manifesta in Rovereto mit all ihren Auffächerungen immer wieder kommunikative Momente zwischen drinnen und draußen. In der zentralen Austellung in der Manifattura Tabacci untersucht das Recherche-Projekt der Gruppe Alterazioni Video ökonomisch und ästhetische Konsequenzen unvollendeter Architekturprojekte mit Schwerpunkt auf Sizilien, während es gleich daneben bei Ricardo Jacinto um Dispositive der Soundwahrnehmung geht und ein Stockwerk darunter Florian Hecker eine wirklich als räumliches Erlebnis funktionierende Soundinstallation betreibt.
Die Qualität dieses ausufernden und ausfransenden Teils der Manifesta liegt in der Vielfalt komplexer künstlerischer Positionen, die immer wieder Anbindungen nach außen herstellen. Eine Intensivierung des lokalen Bezugsrahmens allerdings hätte die Verankerung in der Region und somit die Rückbindung zu den theoretischen Parametern Kenneth Frampton gestärkt.
Mehr Texte von Roland Schöny
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Manifesta 7: Principle Hope
19.07 - 02.11.2008
Manifesta 7: Rovereto
38068 Rovereto, Manifattura Tabacchi, Piazza Manifattura 1; Ex Peterlini, Via Savioli 20
http://www.manifesta7.it
19.07 - 02.11.2008
Manifesta 7: Rovereto
38068 Rovereto, Manifattura Tabacchi, Piazza Manifattura 1; Ex Peterlini, Via Savioli 20
http://www.manifesta7.it
