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Geta Bratescu, Ana Lupas: Aus der Schatzgrube der 70-er Jahre

Wieder einmal zeigt die Galerie im Taxispalais Entdeckungen aus der konzeptuellen Schatzgrube der 70-er Jahre. Wieder sind es Frauen, die ans Licht kommen. Wie schon zuvor u. a. Atsuko Tanaka und Sanja Ivekovic, die nach der exklusiven Vorschau in Innsbruck bei der Documenta zu sehen waren. Nun zwei Künstlerinnen aus Rumänien: Geta Bratescu und Ana Lupas, Jahrgang 1926 und 1940. Holzleisten mit Bandagen zu krummen Paaren gebunden, eine Draperie aus Filzstoff, zwei Tischlampen - Kunstkrücken auf der Showbühne. Als Mädchen erlebte Geta Bratescu die Bombardierung ihrer Heimatstadt, ihre Schule wurde zum Lazarett. 1974 entsteht die Installation „No to Violence“, die für die Schau rekonstruiert wurde. Es drängt sich ein Bezug auf: Joseph Beuys. Der liegt zwar inhaltlich nahe, ist aber zufällig. Die rumänische Avantgarde blieb im kleinen, intellektuellen Kreis. Performances entstanden im Atelier oder in der Natur. Übrig blieben Fotos und Videos. Zwei Hände, die miteinander sprechen – als „zweites Porträt“ versteht sie die Künstlerin im Video „Hands“ von 1977. Klar, Ähnliches gibt es von Valie Export und die körperliche Vermessung des Ateliers („The Studio“, 1978) erinnert an Bruce Nauman. Doch solche Verweise belegen nur die Qualität dieser Kunst, die zeitgleich bzw. früher entstanden ist. Wenn sich Bratescu 1975 in einer Fotoserie immer mehr durchsichtige Plastiksäcke über den Kopf stülpt, bis ihr Porträt im Nichts verschwindet, ist das die Essenz der Idee vom Körper im Raum bzw. seiner Auflösung. Konserviert als Monumente in Zinn hat Ana Lupas die Überreste einer Aktion, die 1964 begann und über 10 Jahre dauerte. Damals ließ die 24-Jährige Bauern Getreideähren zu minimalistischen Skulpturen binden. Erntedank einmal anders. In der Haupthalle der Galerie hat sie eine Wand mit einer großen Fotofolge der Aktion bedeckt und den Zinnreliquien gegenübergestellt. Eine geniale Idee. Ebenfalls beeindruckend: das an die Wand projizierte Foto einer Performance von 1970. 100 Dorfbewohner hängen nasse, weiße Bettlaken auf endlos lange Wäscheseile - „Humid Installation“. Über 30 Jahre später macht Lupas die Laken aus Papier und lässt sie mit etwas roter Farbe ausbluten. Relikte archaischer Hochzeiten, die den Blutfleck als Beweis der Jungfräulichkeit fordern? Für die Künstlerin schlicht Symbol für das Ende der Konzeptkunst.
Mehr Texte von Julia Wallnöfer

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Geta Bratescu, Ana Lupas
28.06 - 24.08.2008

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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