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Cologne Fine Art 2007, Art.Fair21 2007: Weltspartag

Vielleicht ist es ein schlechtes Omen, eine Kunstmesse am Weltspartag zu eröffnen. Die Cologne Fine Art, durch Termintausch auf dieses Datum gerückt, sieht auch tatsächlich im Bereich der Zeitgenössischen Kunst aus wie eine Art Cologne für Arme. Die Überreste der KunstKöln können beim besten Willen nicht begeistern. Vieles von dem, was hier gezeigt wird, war man zuvor so ähnlich oder genauso eher von der Art.Fair gewohnt. Einige Besucher, die den Wechsel nicht mitbekommen hatten, waren etwas irritiert. Andere wiederum waren begeistert: "Der Flug hierher hat sich voll gelohnt", erklärt der Geschäftsführer einer Wiener Institution. Er bezieht sich allerdings auf die Exponatec, die erst zum dritten Mal stattfindende Fachmesse für Museen, Konservierung und Kulturerbe. Mit 200 Teilnehmern hat die im Untergeschoss der Kunstmesse abgehaltene Veranstaltung rund 20 Prozent mehr Aussteller als diese vorzuweisen, darunter einige auf ihrem Gebiet weltweit führende Unternehmen. Davon am wenigsten entfernt ist weiter oben die Klassische Moderne, die immerhin einige Millionenwerke anzubieten hat. Die Galerie Thomas aus München etwa hat sich den Schwerpunkt Otto Mueller gesetzt und zeigt neben der vollständigen "Zigeuner"-Mappe ein "Sitzendes Zigeuner-Liebespaar" zu 2,4 Mio. Euro. Für 100.000 Euro mehr gibt es bei Salis & Vertes aus Salzburg ein spätes "Couple dans le ciel" mit drei fliegenden Blumentöpfen von Marc Chagall. Michael Nolte aus Münster, vor allem bekannt für antike Uhren, hat auch immer mal wieder Malerei der russischen Avantgarde. Sein "Synthetik Musiker" von Ivan Puni soll eines aus einer Reihe von vier Gemälden sein, die in Herwarth Waldens legendärer Galerie Der Sturm verkauft wurden, was der Händler nach eigenen Worten belegen kann. Das ist in diesem Marktsegment eher selten, daher der Preis von 750.000 Euro. Gediegen geht es bei den Antiquitäten zu. Einige der großen deutschen Händler halten der Messe unverbrüchlich die Treue und bringen auch dieses Jahr Renommierstücke mit. Schmitz-Avila aus Bad Breisig etwa zeigt stolz einen mainfränkischen Prunktisch von Georg Ferdinand Plitzner, um 1720 (Preis 348.000 Euro), den er nur noch mit einem anderen Stück für vergleichbar hält – und das steht in einem Museum. Der Kunstsalon Franke aus Bamberg verweist auf seinen riesigen und vollständig erhaltenen spätmanieristischen Ausgburger Fassadenschrank, in dem sich Renaissance- und Barock-Elemente mischen. Außergewöhnlicher ist eine bukolische Raumausstattung von Christian Georg Schütz dem Älteren, die für 375.000 Euro angeboten wird. Es geht allerdings auch preiswerter. Der "Stand für junge Sammler" versammelt Exponate aller Aussteller, die nicht mehr als 3.000 Euro kosten dürfen. Manches ist hier eher abschreckend. Einige Händler nutzen die Gelegenheit offenbar, um minderwertige Ladenhüter dann immer noch überteuert abzusetzen. Dazwischen finden sich jedoch immer wieder schöne Stücke, wie ein geschnitzter Papst Gregor der Große für 2.200 Euro von Ars Medievalis aus Köln oder ein Grafikkalender von der Tabor Presse Berlin, der in einer 200er-Auflage Drucke von zwölf Künstlern, darunter Robert Lucander und Moritz Götze, zum Preis von 350 Euro versammelt. Auf der anderen Rheinseite, am Rand der Innenstadt, sieht sich die Art.Fair21, die heuer zum fünften Mal stattfindet, als neuer Platzhirsch in Sachen Zeitgenössischer Kunst im Herbst. Tatsächlich ist es gelungen, einige prominente Galerien zu gewinnen. So nimmt erstmals Michael Schultz teil, allerdings nicht mit dem Berliner Stammhaus, sondern mit den Töchtern aus Peking und Seoul. Die Galerie Levy aus Hamburg verzichtet auf ihre hochpreisige Handelsware und präsentiert ihr junges Galerieprogramm. Terminus aus München fährt hingegen groß auf. Neben den überdimensionalen "Candy Boxes" von Peter Anton hat Wilhelm Grusdat viel Pop Art mitgebracht, zu den marktüblichen Preisen im sechsstelligen Bereich. Danach wird es allerdings mau. Das Angebot ist doch sehr durchwachsen. Insgesamt ist das Angebot beider Messen etwas unrund. Vielleicht sollte man zukünftig den Weltspartag den Porzellanschweinchen überlassen und sich den Reformationstag am 31. Oktober zu Herzen nehmen. www.colognefineart.de bis 4.11. www.art-fair.de, bis 4.11.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Cologne Fine Art 2007, Art.Fair21 2007
31.10 - 04.11.2007

Cologne Fine Art, Art.Fair21
Köln, Messe Köln & EXPO XXI


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