Werbung
,

Frantisek Lesák - Skizzen zur Farbe: Kunst kommt von Kästchen

Man sieht nur, was man weiß. Also gilt es, erst einmal aufmerksam gemacht worden zu sein auf das Gefüge aus 22 Kästchen, die neben-, über-, untereinander auf dem Papier liegen und eine ziemlich amorphe Form ergeben, ein wenig wie beim Scrabble, wo sich die Plättchen mit den Buchstaben in alle Richtungen schieben, die nur ein Wort ermöglichen. Die Form aus 22 gleichen Teilen ist farblich akzentuiert, manchmal nur erahnbar, bisweilen aber auch von einem Grundton aus Blau oder Grün zusammengehalten, und wenn man auch das verinnerlicht hat und die so monoton-monochrom anmutende Oberfläche weiterhin fest im Auge behält, dann wird man vielleicht gewahr, dass die 22teilige Form sich wiederholt, dass sie eine Art Modul abgibt und sich mit ihren Tentakeln aus Vierecken verschiebt und verkeilt mit den anderen Tentakeln aus Vierecken, die ihrerseits von dieser Grundform her ausgreifen. So wird ein Muster daraus, ein Rapport des stets gleichen, aber in seiner Komplexität kaum als homogen wahrgenommen Kästchenschemas. Damit das auch exakt zueinander passt, braucht man die Mathematik, oder heutzutage den Computer. Bisweilen tut es auch die Kunst, und genau das ist die Domäne von Frantisek Lesak. Parkettierung heisst das Prinzip, und jeder kennt es, wenn man als Ausgangspunkt ein Quadrat oder ein Parallelogramm nimmt und dann ein Schachbrett oder ein Fischgrät herauskommt. Doch natürlich lässt sich auch etwas Schwierigeres, Vertrackteres, buchstäblich Verformteres ersinnen, und einst, bevor der Modernismus mit seinen Hoppla-Jetzt-Komm-Ich-Überschwänglichkeiten die Welt ins Schwarze Quadrat bannte, erklärten sich Künstler für derlei durchaus zuständig. Lesaks Kästchendenken lässt diese Zuständigkeit wieder aufleben. Gleichzeitig aber artikuliert er sie mit dem Vokabular eben jenes Reduktionismus, der das Jahrhundert der totalitären Gesten bestimmte. Das Motiv, das Kästchen, ist simpel, die Methode, die mathematische, ist höchst verstrickt. Wer will, kann das postmodern nennen. Lesak, 1943 in Prag geboren, war bis 2003 TU-Professor für plastisches Gestalten, und die Arbeit mit der Architektur, die immer Intersubjektiveres forderte als die Ich-bin-Künstler-Selbstbezüglichkeiten, sieht man seinem Schaffen an. Bei Grita Insam ist jetzt zu bestaunen, wie er "Skizzen zu Farbe" handhabt: souverän in seinem Automatismus, spielerisch in seiner Logik.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Frantisek Lesák - Skizzen zur Farbe
09.06 - 22.07.2006

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: