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Entdecken und Besitzen - Einblicke in österreichische Privatsammlungen: Mut zur Lücke

Privatsammler werden von so manchem Museumsdirektor beneidet: Können sie doch, je nach Vorliebe, erwerben, was ihnen passt; müssen nicht auf Werte und spätere kunsthistorische Bedeutung achten, können antizyklisch kaufen. Einer Museumssammlung ist das alles nicht erlaubt - mit dem Ergebnis, dass Direktoren und Kuratoren mangelnde Visionen ("Das hätten sie schon viel früher kaufen müssen!") unterstellt werden. Privatsammler pochen häufig auf ihr "Gespür": Dass natürlich unter den vielen Objekten einer Sammlung so manches eben im Wert nicht gestiegen ist, fällt dabei häufig unter den Tisch. Und auch in der Ausstellung "Entdecken und Besitzen. Einblicke in österreichische Privatsammlungen" (Kuratorin: Eva Badura-Triska) hat man darauf geachtet, vor allem das zu präsentieren, was dieses "Gespür" der Sammler bestätigt. Dabei ist es den Sammlern und der Kuratorin gelungen, die Sammlungen jeweils scharf zu konturieren. In Auswahl und Hängung wurde ein allzu buntes Durcheinander vermieden, Sammlungsschwerpunkte wurden mit dem Mut zur Lücke herausgearbeitet: Aus der Sammlung Heinz Ploner etwa wurden ausschließlich Arbeiten der freien Abstraktion (Weiler, Brandl, Michaux) ausgewählt, obwohl er auch völlig Entgegengesetztes (etwa Arbeiten von Eva Schlegel oder Erwin Wurm) besitzt, aus der Sammlung Sigrid und Franz Wojda reduktivistisch-konzeptionelle Malerei (Albers, Federle, Frize), wenngleich ihre Sammlung auch figurative Malerei von Rainer, Klinkan bis Lassnig umfasst. Michael Klaar zeigt vor allem Konzeptuelles und Geometrisch-Abstraktes (Weiner, Obholzer), Philipp Konzett Wiener Aktionismus dicht an dicht (Aktionsfotografien, Zeichnungen, Gemälde von Brus oder Mühl), Hochpreisiges (Kippenberger, West) sowie Skulpturen aus Borneo. Dass Konzett als Kunsthändler seine Sammlung im Museum präsentieren darf (wie übrigens auch Johann Widauer), wurde schon vor der Eröffnung von mehreren Seiten kritisiert - Stichwort: "Durchlauferhitzer Museum". Eine der spannendsten Sammlungen gehört dem Nuklearmediziner Horst Köhn - und zwar gerade deshalb, weil sie nicht durchgängig das aufweist, was man gerne als "Spitzenkunst" bezeichnet, sondern zeigt, dass sich hier jemand konsequent auf Neues einlässt. Neben einigen Blättern von McCarthy oder Kelley zeigt Köhn auch Arbeiten von weniger bekannten Künstlern: Evan Holloway, Elizabeth Saveri, Keegan McHargue. Im Videoporträt - ein solches wurde mit jedem Sammler/Sammlerpaar gedreht - erklärt er, dass er kaum Werke später als "Fehler" betrachten würde - auch wenn manches heute nicht mehr wichtig erscheint, wäre es das zumindest zum Zeitpunkt des Kaufes gewesen. Eine sympathische Aussage. Die sich ein Museumsdirektor wohl eher nicht leisten könnte.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Entdecken und Besitzen - Einblicke in österreichische Privatsammlungen
07.10 - 27.11.2005

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Horst Köhn als positive Ausnahme...
Pichler Wolfgang | 29.10.2005 03:18 | antworten
Ich sehe es wie die Autorin, nämlich dass Horst Köhn der Einzige Sammler war der den Mut zum Speziellen Eigenen hatte und so auch die explizit kreative Tätigkeit des Sammelns hervorstreicht. Andere SammlerInnen scheinen eher zeigen zu wollen, dass sie die besseren Museen besitzen als wirklich etwas konturiertes, eigenes an die Öffentlichkeit zu befördern, was ja gerade das Spannende gewesen wäre. Nichts desto trotz eine sehenswerte Schau in der man/frau viel über die Welt der Reichen und Kultivierten erfährt und auch über deren teilweise gar nicht so hohen Motive. Ganz nebenbei sieht man/frau viel spannende Kunst ...

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